heute in bremen : Keine freie Arztwahl
ExpertInnen diskutieren die gynäkologische Unterversorgung behinderter Frauen
taz: Auf welche Probleme stoßen behinderte Frauen beim Arztbesuch?
Angelika Zollmann, ZGF Bremen: Für behinderte Menschen gibt es praktisch keine freie Arztwahl. Selbst wenn Praxen mit dem „Rollstuhlzeichen“ ausgezeichnet sind, sind sie oft nicht barrierefrei, weil dieses Zeichen nicht geschützt ist. Bei FrauenärztInnen ist besonders der gynäkologische Stuhl problematisch, denn ohne spezielle Hebevorrichtungen können körperlich behinderte Frauen kaum darauf Platz nehmen.
Wäre es denn mit technischen Verbesserungen getan?
Neben den objektiven Problemen gibt es natürlich auch Barrieren in den Köpfen. Gerade die Themen „Sexualität und Behinderung“ oder „Schwangerschaft und Behinderung“ werden oft tabuisiert. Sowohl beim Praxispersonal, als auch bei den Frauen selbst, können Ängste entstehen, so dass viele behinderte Frauen überhaupt nicht mehr zu Frauenärzten gehen.
Ist die Lage in anderen Bundesländern besser?
Selten. Bisweilen, wie etwa in Frankfurt, gibt es allerdings Projekte zur Verbesserung der gynäkologischen Versorgung.
Was müsste konkret getan werden?
Zunächst einmal sollte ein Infosystem speziell für behinderte Frauen eingerichtet werden, damit sie sich darüber informieren können, welche Arztpraxen wirklich barrierefrei sind. Und dann müssen natürlich die Behandlungsräume behindertengerechter ausgestattet und auch das Personal müsste für das Thema sensibilisiert werden. Fragen: Bettina Gnass
19 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5