heute in bremen : „Kein isolierter Dissertationsbrüter“
Die Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) wird eröffnet
taz: Herr Mau, worin unterscheidet sich die BIGSSS von anderen Graduiertenkollegs?
Steffen Mau, Professor für politische Soziologie an der Universität Bremen und Dean der BIGSSS: Wir wollen kein isolierter Dissertationsbrüter sein und versuchen, unsere Graduierten stark in die Forschungsstrukturen zu integrieren und haben eine „open-door-policy“, das heißt, sie können jederzeit mit Fragen und Problemen zu uns oder ihren Mentoren kommen.
Voraussetzungen, die eigentlich alle Doktoranden gut gebrauchen könnten…
Das stimmt, aber die traditionelle Doktorandenausbildung in Deutschland sieht ja nur zwei Formen vor: Entweder man hat ein Stipendium und sitzt ohne jegliche Einbindung in eine Forschungsgemeinschaft an seiner Dissertation, oder man hat eine Stelle an einem Lehrstuhl und arbeitet dort so viel, dass man nicht zum Schreiben kommt.
Aber Promotionen kommen trotzdem zustande.
Nicht so viele, wie begonnen werden, die Abbrecherquote ist enorm hoch. Bei uns finden 90 Prozent den Weg zur Dissertation. Und man muss ja auch nach der Qualität solcher Promotionen fragen. Der Intellekt alleine reicht nachweislich nicht aus für eine exzellente wissenschaftliche Arbeit, dazu müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen.
Müssen Ihre Leute lehren?
Das gehört zum Programm dazu, allerdings wird die Lehre mentoriert und es gibt ein didaktisches Seminar zur Vorbereitung. Außerdem besuchen unsere Graduierten Theorie- und Methodenkurse und das, was wir „Soft-Skills-Seminare“ nennen. Dort lernen sie etwa, wie sie gute Aufsätze schreiben oder etwas über interkulturelle Kompetenzen.
Und da bleibt noch Zeit für die Arbeit an der Dissertation?
Ja, natürlich, die Kurse sind zum größten Teil auf die Dissertationen zugeschnitten, etwa auf die Arbeit am Exposé. Bei uns steht das nach einem halben Jahr, andere haben das nach ein oder zwei Jahren noch nicht fertig.
Nun können Sie diese traumhaften Bedingungen bieten, weil Sie über extra Geld aus der Exzellenzinitiative verfügen. Wie sollen sich andere diesen Luxus leisten können?
Wir haben das auch schon vorher geschafft, weil wir mit Förderwerken von Studienstiftungen zusammen arbeiten. Außerdem ist das kein Luxus. Wir können es uns einfach nicht leisten, intelligente Köpfe links liegen zu lassen. Interview: eib
Festakt zur Eröffnung der BIGSSS mit Gesine Schwan: 17 Uhr, Rathaus.