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Archiv-Artikel

heute in bremen „Politik muss endlich ran“

Auf einem Treffen von Projekten gegen Rechts suchen Engagierte nach einer kommunalen Strategie

Von EIB

taz: Herr Müller, Sie treffen sich zu einer Netzwerktagung – welche Netzwerke sind gemeint?

Andrea Müller, Lidicehaus, Koordinator „Vielfalt Bremen“: Das betrifft alle die Projekte, die Geld aus dem Bundesförderprogramm „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ bekommen. In diesem Jahr standen 140.000 Euro zur Verfügung, 23 Projekte konnten gefördert werden.

Und diese Projekte gegen Rechts müssen noch miteinander vernetzt werden?

Ja, es passiert in Bremen zwar ganz viel in der Fläche, aber es gibt noch zu wenig Zusammenarbeit. Dabei wäre es wichtig, eine zivilgesellschaftliche Strategie für die Kommune zu entwickeln.

Braucht Bremen das?

Ja und Nein. Auf der einen Seite gibt es hier aufgrund der Geschichte als Hansestadt einen anderen Umgang mit Fremdheit. Durch die Handelsbeziehungen stand Bremen immer im Austausch mit anderen Kulturen, das kommt ja auch nicht von ungefähr, das Bremen anders ist als viele andere Städte. Und es gibt hier mit Jens Böhrnsen einen Bürgermeister, der sich ganz klar positioniert und sich demonstrativ hinter die Projekte gegen Rechts stellt. Davon können andere Kommunen nur träumen. Auf der anderen Seite wird auch in Bremen noch viel zu wenig getan gegen den Vertrauensverlust in die Demokratie, der den Rechten den Zulauf beschert. Demokratie lässt viele Fragen offen und die Rechten tun so, als könnten sie sie beantworten. Wobei wir aus Studien wissen, dass die Zustimmung zu diskriminierenden Positionen auch in der Mitte der Gesellschaft hoch ist. Da muss Politik endlich ran.

Und wie?

Wenn man sich erst einmal nur auf Jugendliche bezieht, dann gibt es drei Ebenen. Die, auf der jemand sich anerkannt fühlt mit seinen Bemühungen, die auf der er sich zugehörig und gewollt fühlt und die der gesellschaftlichen Teilhabe. „Darf ich mitmachen oder muss ich kuschen?“, ist da die entscheidende Frage. Da gibt es für Bildungspolitiker, aber auch Arbeitsmarkt- und Sozialpolitiker genug zu tun.

INTERVIEW: EIB

Netzwerktagung: 16 bis 18.30 Uhr im Rathaus. Ab 17 Uhr Workshops.