heute in bremen : „Die Probleme sind weniger griffig“
Zum 20. Geburtstag der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft trifft sich die Bremer Alternativszene
taz: Herr Weyland, mit 29 Jahren sind Sie mit Abstand der Jüngste in der Runde von Bremer Urgesteinen. Wenn man sich anguckt, was die geschaffen haben: Hatten „Alternative“ es Ende der 70er Jahre leichter?
Raphael Weyland, Robin-Wood-Aktivist: Ich glaube, dass die Aufbruchstimmung die Erfolge hat größer erscheinen lassen und, weil es kaum Berichterstattung gab, der Sättigungsgrad in der Öffentlichkeit noch nicht so hoch war. Die Probleme sind ja seitdem nicht weniger geworden, wenn man beispielsweise an den Klimawandel denkt. Aber vielleicht waren sie damals griffiger? Ein grundlegender Richtungswechsel wie eine autofreie Innenstadt ist heute jedenfalls trotz eines grünen Umweltsenators nicht durchzusetzen. Was zählt, sind die kleinen Schritte.
Welche?
Zum Beispiel der Widerstand gegen Gentechnik, wo Menschen mit Feldbesetzungen Druck von unten machen.
Aber neue Räume wie damals werden nicht geschaffen.
Doch, vielleicht weniger im sozialen und ökologischen, aber umso mehr im künstlerischen Bereich, wo ein Ausgleich gesucht wird zu konsumbestimmten Lebensweisen. Man kann auch fragen, ob die Institutionen und Projekte, die damals geschaffen wurden noch die Bedeutung für die Bewegungen haben.
Und: Haben sie die?
Aus meiner Sicht nicht unbedingt immer. Sie bringen sich kaum noch aktiv ein und laufen Gefahr zu verbürgerlichen.
Lassen Sie das Argument vieler aus Ihrer Generation gelten, sie könnten sich nicht engagieren wegen des ökonomischen Drucks?
Nein, niemand muss etwas mitmachen, was ihm oder ihr gegen den Strich geht.
Aber in einem Bachelor-Studium bleibt nicht viel Zeit für außerparlamentarische Opposition.
Auch dagegen kann man sich wehren. Interview: eib
Podiumsdiskussion „Alternativ geht (fast) nix schief?“ mit Vertretern von Lagerhaus, KUBO, Bremer EVG, Kinderschule, Aktionskonferenz Nordsee und Robin Wood. 18 Uhr, Lagerhaus