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heute in bremen„Alles ist angeblich geplant“

Michael Butter

43, Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte, Universität Tübingen.

Interview Samira Ghozzi

taz: Herr Butter, was ist eine Verschwörungstheorie? Ist „Gates will uns Chips einpflanzen“ bereits eine oder „Corona ist doch harmloser als die Grippe“ auch schon?

Michael Butter: Die erste Aussage ist auf jeden Fall eine. Bei der zweiten könnte man von einer beginnenden Verschwörungstheorie sprechen. Verschwörungstheorien lassen sich durch drei Dinge charakterisieren. Alles ist geplant, nichts ist, wie es scheint, und alles ist miteinander verbunden. So soll die Corona-Impfung uns beispielsweise nicht schützen, sondern ist Teil eines größeren Planes.

In Ihrem Vortrag sind Fotografien im Netz auch ein Thema, weshalb?

Fotografien sind wie Filmaufnahmen wichtig für Verschwörungsdiskurse. Wenn man lange genug auf bestimmte Bilder schaut, werden angeblich Hinweise enthüllt. Wie beispielsweise bei der Mondlandung, bei der sich die Flagge im Hintergrund bewegt. Oder das Kennedy nicht von hinten erschossen wurde. Diese Dinge „sieht“ man dann in den Bildern.

Von wem und wo werden die meisten Verschwörungstheorien aufgestellt?

Verschwörungstheorien werden geglaubt, weniger aufgestellt. Es handelt sich um nicht etablierte Wissensformen. Sie werden von Leuten als Gegenerzählungen dargestellt. In rechten und linken Strömungen finden wir Verschwörungstheorien und ihre Anhänger. Von rechts fallen sie uns aber mehr auf. Zu Recht. Durch Antisemitismus und Rassismus nehmen wir sie da mehr wahr als von linken Strömungen. Oft neigen die Anhänger populistischer Parteien mehr als Anhänger anderer Parteien zu Verschwörungstheorien.

„Lass die Leute doch reden“: Ist das der richtige Umgang mit solchen Theorien?

Vortrag über Verschwörungstheorien: „Nichts ist, wie es scheint“, 20 Uhr, Schuppen 2, Hoerneckestraße 23

Es ist meist der einzig sinnvolle Umgang. Man darf keine Meinungen verbieten. Jeder hat das Recht auf seine Meinung. Verschwörungstheorien sollten jedoch nicht noch verstärkt werden.

Was muss passieren, damit Verschwörungstheorien keinen Zulauf bekommen?

Ihre Verbreitung durch Algorithmen im Netz sollte eingeschränkt werden. Wenn man sie durch Bildung auflösen kann, ist das auch ein Weg, gegen sie vorzugehen. Es gibt aber beispielsweise kein Anzeichen dafür, dass Verschwörungstheorien durch die Coronakrise zugenommen haben. Es ist unserer Wahrnehmung geschuldet, dass wir meinen, sie würden immer mehr werden.

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