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heute in bremen„Versorgung orientiert sich an Ökonomie“

Foto: privat

Julia Vogel, 33, ist Krankenpflegerin und studiert Medizin in Oldenburg. Sie ist bei Solimed aktiv, einer Initiative für Veränderungen im Gesundheitswesen. Infos: solimedbremen.org.

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Frau Vogel, wieso meinen Sie, dass die Parteien der Gesundheitspolitik zu wenig Aufmerksamkeit schenken?

Julia Vogel: Wenn man sich die Wahlprogramm hinsichtlich der Gesundheitspolitik durchliest, ist da relativ wenig aufgeführt. Das Thema ist nicht sonderlich beliebt, es ist komplex.

Immerhin die Diskussion um einen eigenen Medizinstudiengang für Bremen wurde doch aber recht prominent geführt.

Das stimmt. Ein eigener Medizinstudiengang löst aber die Probleme nicht, insbesondere in der stationären Versorgung. Es ist ein Projekt, das mit der tatsächlichen Versorgungssituation weniger zu tun hat.

Ist der lokale Handlungsspielraum nicht sehr begrenzt? Fallpauschalen etwa werden auf Bundesebene ausgehandelt …

Eine Verpflichtung des Landes wäre es, den Investitionskosten der Krankenhäuser nachzukommen. Da gibt es aber in vielen Ländern Defizite. Das zwingt die Krankenhäuser dazu, nicht nur die Betriebskosten zu decken, sondern auch einen Teil der Investitionskosten selbst zu tragen. Zudem setzen wird uns auf lokaler Ebene dafür ein, dass ein Pflegepersonal-Stärkungsgesetz erlassen wird und eine Planung und Bemessung der Zahl der Pflegekräfte sich am tatsächlichen Bedarf orientiert.

Wo drängt es aus Ihrer Sicht bei der Gesundheitsversorgung am meisten?

Vor allem im stationären Bereich orientiert sich die Versorgung immer mehr an ökonomischen Kriterien, statt an dem eigentlichen Bedarf der Patientinnen und Patienten.

Diskussion „Bremens Kranken-häuser in der Krise?“: mit K. Kappert-Gonther (Grüne), R. Bensch (CDU), P. Erlansson (Linke), M. Buhlert (FDP) und S. Dehne (SPD)

Haben Sie ein Beispiel?

Operationen, die bei den Fallpauschalen sehr lukrativ sind, werden in einer Häufigkeit durchgeführt, die sich medizinisch nicht erklären lässt. Es gibt Studien, die das klar belegen. Zudem ist es aber sowohl im ärztlichen wie im pflegerischen Bereich zu einer massiven Arbeitsverdichtung gekommen. Die Fallzahlen haben sich erhöht, die Liegedauer der Patientinnen und Patienten hat sich verringert. Zunehmend wenden sich Fachkräfte ab, vor allem in der Pflege, wo die Belastung zu hoch ist.

War das bei Ihnen aus so?

Ja. Beim Pflegeberuf fehlten mir zudem die Qualifizierungsmöglichkeiten. Und: Die Hie­rarchien zu den Ärztinnen und Ärzten verhinderten eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

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