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heute in bremen„Lärm ist eine echte Gefahr“

Malte Halim, 46, Geograf und Chemiker, ist Bremer Landesvor­sitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Interview Benno Schirrmeister

taz: Herr Halim, warum ist es sinnvoll, zu den Lärm-Hotspots zu spazieren?

Malte Halim: Es ist eine Aktion, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Heute ist der internationale Tag des Lärms, das ist unser Anlass. Und darauf aufmerksam zu machen, ist aus unserer Sicht sinnvoll, weil Lärm – und meistens handelt es sich um Krach vom Straßen-, Flug- und leider auch Bahnverkehr – ein Riesenproblem ist. Da muss sich langsam mal was ändern.

Gehört Lärm nicht immer zur Großstadt dazu?

Das würde ich so nicht sagen. Sicher kann eine große Stadt nie geräuschlos sein – das wäre auch eine schreckliche Vorstellung. Und sicher gab es auch da, wo Industrie war, eine Geräuschbelastung. Aber den Lärm, den wir heute haben, der ist eine echte Gefahr für die Gesundheit.

Hat der Krach zugenommen oder werden wir empfindlicher?

Nein, das ist keine Frage der Empfindlichkeit. Der Lärmpegel steigt, weil die Verkehre zunehmen. Gerade beim Flugverkehr, die lauten Start- und Landevorgänge und die ständigen, besonders schädlichen Nachtflüge – das hat es so früher nicht gegeben.

Gleichzeitig sind allerdings die Fahrzeuge seit den 1970ern viel leiser geworden, gerade Autos…

Ja, das mag richtig sein, bloß hat sich in der gleichen Zeit der Fahrzeugbestand vervielfacht. Wo früher fünf Autos am Tag vorbei fuhren, sind es heute 200.

Lärmspaziergang 2018, Begehung der Hotspots des Krachs: 17 Uhr, Treffpunkt: Tramhaltestelle Huckelriede

Was könnte dagegen helfen?

Verkehr muss umwelt- und menschenfreundlicher werden – das ist die Sicht des Verkehrsclubs Deutschland. Das bedeutet, wir müssen dafür sorgen, dass die Verkehre abnehmen, anders als prognostiziert. Es muss weniger Flugverkehr, weniger Nachtflüge geben und die technischen Möglichkeiten müssen ausgeschöpft werden.

Gerade Züge könnte man durch neue Waggons und Flüsterbremsen leiser machen, aber darauf wird aus ökonomischen Gründen oft verzichtet…

Ja. Dabei wäre es wirklich ein Leichtes, verbindlichere Auflagen zu machen, etwa indem man die Schienenmaut auch an die Lärmentwicklung koppelt. Das könnte man ohne Weiteres einführen – und dann entfiele auch das ökonomische Argument.

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