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heute in bremen„Paradoxien des eigenen Seins“

„Sein oder online“, Kabarett, Theater, Musik, 20 Uhr, Wilde Bühne Bremen, Hans-Böckler-Str. 9

taz: Frau Bohn, wann haben Sie zuletzt auf Ihr Handy geschaut?

Katalyn Bohn: Vor ungefähr 10 Sekunden. Ich habe gerade noch telefoniert.

Was erwartet die Zuschauer*innen in Ihrem Kabarettprogramm?

Die Zuschauer erleben auf lustige Art die Überforderung der Menschen im digitalen Zeitalter. Dabei spiele ich verschiedene Perspektiven: zuerst ein Kindergartenkind, dann seine Mutter. Aber auch vier Nutztiere auf einem Bauernhof chatten über die Frage: Gibt es ein Leben vor dem Tod?

Sein oder online, kann man das überhaupt noch trennen?

Ich bin überzeugt, dass man es trennen kann, obwohl wir durch Technisierung zunehmend Entfremdung erfahren. Wenn ich unzählige Mal am Tag auf mein Handy schaue, wird mein Handeln immer wieder unterbrochen und ich befinde mich nicht mehr im Hier und Jetzt. Ich habe dies zum Anlass genommen, mir eine ganz grundsätzliche Frage zu stellen: Worum geht es uns im Leben? Unser Leben wird immer effizienter. Das empfinde ich als Dilemma.

Inwiefern?

Die vielen Möglichkeiten, die einem im Leben geboten werden, lösen häufig den Zwang aus, sie auch alle wahrzunehmen. Man hat immer höhere Ansprüche und möchte allem gerecht werden. Und obwohl wir durch Technik eigentlich Zeit sparen sollten, haben wir immer weniger davon.

Katalyn Bohn, 41, Kabarettistin, Schauspielerin und Sprecherin.

Haben Sie hierfür eine Lösung?

Mit meinem Programm möchte ich keine moralischen Handlungsvorschläge bieten und möchte die Technik nicht verteufeln. Für mich ist es wichtig, die Dinge mit Humor zu nehmen. Wenn man die Paradoxien des eigenen Seins erkannt hat und darüber lachen kann, ist man schon mal einen Schritt weiter.

Interview Paula Högermeyer

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