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Archiv-Artikel

heute in bremen „Es gibt keine Zwangsbauarbeiter“

Die Hurenorganisation Nitribitt appelliert anlässlich der WM an Freier, vernünftig zu sein und Kondome zu benutzen

Von eib

taz: Man bekommt mittlerweile den Eindruck, als würden die Fußballfans nicht zur WM, sondern zum Sex nach Deutschland kommen. Ist das so?

Gabriele Trapp, Nitribitt: Man kann schon davon ausgehen, dass Männer, die in Gruppen auftreten, vielleicht alkoholisiert sind, eher zu einer Hure gehen als in „normalen“ Zeiten. In Bremen gehen viele Huren übrigens davon aus, dass während der WM für sie weniger zu tun ist, weil die Männer alle vor dem Fernseher sitzen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass gemeinsame Abende vor dem Fernseher oder in der Kneipe auch im Bordell enden.

Sie wollen heute Männer mit Kondomen und Postkarten auf die Gesundheitsrisiken beim „Unsafer Sex“ aufmerksam machen. Ist das Erfolg versprechend? Schließlich suchen viele Freier genau diesen Kick.

Natürlich reichen Postkarten nicht aus, um bei dieser Klientel eine Verhaltensänderung zu bewirken. Uns reicht es schon, wenn wir einen von 100 zum Umdenken bewegen können. Es geht ja auch darum, noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass die Prostituierte ein Mensch ist und kein kaufbares Stück Möbel.

Was halten Sie eigentlich von der offiziellen Kampagne „Rote Karte gegen Zwangsprostitution“ – viele Hurenorganisationen haben dagegen protestiert, weil es Prostitution mit Zwang gleichsetzt?

Das ist schon ein Rückschritt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Prostitution stets bedeutet, dass die Frauen das nicht freiwillig tun. Der Begriff „Zwangsprostitution“ ist irreführend. Das wäre so, als wenn man „Zwangsbauarbeiter“ sagen würde. Entweder es ist eine Dienstleistung, die jemand anbietet oder etwas anderes, nämlich Sklaverei.

Interview: eib