heute in bremen : „Fettleibigkeit ist eine Epidemie“
Das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) feiert sein 25-jähriges Bestehen mit einem Gesundheitstag
taz: Sind wir tatsächlich so krank, wie wir glauben oder bloß überinformiert?
Iris Pigeot, Leiterin des BIPS: Das lässt sich nicht mal eben beantworten. Wenn man jetzt aber danach fragen würde, ob wir beispielsweise zu dick sind, dann ist die Antwort ganz eindeutig ja, das ist derzeit eine richtige Epidemie.
Dicke Kinder sind keine Medienerfindung?
Nein, darüber gibt es sehr zuverlässige Statistiken. Wobei man auch sagen muss, dass es in Deutschland noch nicht die Ausmaße hat wie in Amerika oder Südeuropa. Wir bekommen von der Europäischen Union ein Projekt gefördert, mit dem wir die Ursachen erforschen wollen, warum Kinder heutzutage so dick sind. Falsche Ernährung und Mangel an Bewegung spielen eine Rolle, aber wir vermuten, dass soziale Faktoren und Lebensstil zudem von großer Bedeutung sind. Vielleicht können unsere Ergebnisse dazu beitragen, dass wir Schlimmeres verhindern können.
Es reicht nicht, dass Kinder Gemüse essen und nicht nur vor der Glotze hängen?
So einfach ist es leider nicht. Ob sich jemand viel oder wenig bewegt, liegt ja nicht allein an persönlicher Bewegungsfreude, sondern auch an gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Schauen Sie in die USA: Dort verdrängen die großen Supermärkte kleine Ladengeschäfte um die Ecke, so dass man gezwungen wird, sich ins Auto zu setzen, um ein Ei zu kaufen. Das gibt es doch bei uns auch längst.
Die dicken Kinder: Wächst sich das nicht zurecht?
Nein. Es ist richtig, dass Kinder in Schüben wachsen. Das heißt, sie sind moppelig, wachsen ein wenig und gleichen es dadurch aus. Das Problem ist aber, wenn sie zwischen diesen Schüben mehr zunehmen als sie wieder ausgleichen können. Das kumuliert sich, und aus dem properen Kleinkind wird ein dicker Teenager und Erwachsener. Interview: E. Bruhn
Vorträge ab 12.15 h in der Bürgerschaft