heute in bremen : Keine Angst vor Eva Herman
Die Frau, die anderen Frauen rät, öfter mal den Mund zu halten, erklärt in Bremen ihr Prinzip
taz: Gehen Sie zur Lesung?
Brigitte Melinkat, Bremer Gleichstellungszentrale: Nein.
Nicht? Haben Sie sich nicht geärgert über ihre Behauptung, Feministinnen hätten Frauen in den Zwiespalt zwischen Kindern und Karriere gebracht?
Nicht besonders. Wir haben schon viel frauenfeindlichere Zeiten erlebt, Eva Herman wird die nicht zurückholen.
Aber sie muss doch einen Nerv getroffen haben.
Hat sie auch. Frauen sind in einem belastenden Zwiespalt zwischen Berufstätigkeit und Familie, aber den haben nicht Feministinnen verursacht. Die ganze Gesellschaft tut zu wenig, um Frauen mit Kindern zu unterstützen. Wir bekommen das in unserer Arbeit doch täglich mit, was es bedeutet, mit Kindern berufstätig zu sein. Da fordern Unternehmen eine Flexibilität, die nicht zu leisten ist und verweigern gleichzeitig flexible Regelungen, wenn ein Kind krank ist.
Eva Herman löst dieses Problem damit, dass Frauen besser zu Hause bleiben sollten.
Mal abgesehen davon, dass sie selbst dieses Modell nie gelebt hat, ist das unglaublich dumm. Die wenigsten Frauen sind doch in der luxuriösen Lage, eine solche Wahl zu treffen.
Warum?
Weil sie arbeiten müssen. In Großstädten wird heutzutage jede zweite Ehe geschieden, deutschlandweit jede dritte, hinzu kommen Kürzungen bei Sozialleistungen.
Was ist schlimmer: Zu viele Rollen zu haben oder nur eine?
Das kann man nicht pauschal beantworten und ist abhängig von der Lebenslage. Eine Frau, die zu Hause sitzt und sich um Kinder und Haushalt kümmert, sehnt sich möglicherweise nach einem Beruf. Und wer den hat, sehnt sich vielleicht nach der Ruhe, die sie hätte, wenn sie nicht ständig jonglieren müsste. Fragen: eib
Thalia, Obernstraße, 20.30 Uhr