heute in bremen : Schilder mitten im Gehweg
Barrieren für Behinderte will der Beirat Neustadt mit einem Stadtspaziergang erkennen
taz: Herr Theiling, Sie haben ein Gutachten erstellt zu Barrierefreiheit in Bremen. Welches sind die größten Hindernisse?
Christoph Theiling, Freiraumplaner: Das fängt für Rollstuhlfahrer direkt vor der eigenen Haustür an, wenn es an Einmündungen und Kreuzungen keine abgesenkten Bordsteine gibt. Für Blinde und Sehbehinderte sind Schilder mitten im Gehweg ein großes Problem. Oder Haltestellen: Direkt davor gibt es ein Blindenleitsystem, aber fünf Meter weiter, wo die Verantwortlichkeit der BSAG endet und die des Amts für Straßen und Verkehr beginnt, hört es auch schon wieder auf.
Was fehlt an diesen Stellen?
Zum Beispiel ein Auffangstreifen, der quer über Rad- und Fußweg verläuft und mit einem kontrastreichen Belag signalisiert, dass hier eine Straßenbahn oder ein Bus hält. So etwas gibt es in Bremen nur ein einziges Mal, in der Langemarckstraße.
Besonders heftig wurde der Umbau des Leibnizplatzes kritisiert. Was ist das Problem?
Man hätte bei der Sanierung solche Auffangstreifen berücksichtigen und ein weniger grobes Pflaster für die Übergänge wählen können. Rad- und Gehweg sind für Blinde nicht erkennbar voneinander getrennt, die Ampelsignale sind nicht abgestimmt, so dass nicht hörbar ist, an welcher Ampel gerade „grün“ ist.
Wie erkennen Sie als Nicht-Behinderter die Probleme?
Dafür muss man Begehungen mit Betroffenen machen. Dabei habe ich gelernt, dass die Signale an den Ampeln manchmal in drei Meter Höhe angebracht sind. Die Entfernung einer Ampel lässt sich so viel schwerer erkennen. Interview: eib
Öffentliche Begehung Neustadt: 17 h, Künstlerhaus, Am Deich 68/69