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Archiv-Artikel

heute in bremen Welt beherrschen, unsterblich sein

Karl-Heinz Schmid vom Kino 46 erklärt die Kunstfigur des „Mad Scientist“

Was unterscheidet einen „Mad Scientist“ von einem normalen?

Der verrückte ist eine Kunstfigur. Und nur als solche kann er überleben. Kein Mad Scientist könnte im realen Wissenschaftsbetrieb existieren.

Rache und Machtgier – die Motive der Mad Scientists klingen ganz normal. Sind vielleicht nur ihre Mittel verrückt?

Natürlich müssen die Mad Scientist als Figuren charakterliche Glaubwürdigkeit haben, um ein Mindestmaß an Identifikation zu sichern. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrem Tun ganz erheblich vom „normalen“ Menschen.

Der vereinsamte Wissenschaftler Rotwang aus „Metropolis“ und das machtbesessene Computersystem „Skynet“ in „Terminator“ – wo ist da der gemeinsame Nenner?

Beide schaffen künstliche Menschen. Gleichzeitig gibt es den Unterschied, dass in „Terminator“ ein Kunstprodukt selbst das Kunstprodukt schafft.

Kann ein Computernetzwerk überhaupt verrückt sein?

Wahrscheinlich nicht. Und darauf kommt es an. In den letzten zwanzig Jahren sind die Mad Scientists fast ausgestorben. Die Realität hat die Fiktion eingeholt und das Fiktive verliert seine Verrücktheit.

Von „Frankenstein“ bis „Robocop“ – Mad Scientists bevölkern fast die gesamte Filmgeschichte. Woher diese Konstanz?

Sie tun eben faszinierende Dinge: Die Welt beherrschen, durch die Zeit reisen, unsterblich werden. Klischees im Film sind sehr stabil. Der Cowboy ist schließlich auch noch nicht ausgestorben.

„Von Rotwang bis Skynet: Mad Scientists in der Filmgeschichte“; 19 Uhr, Neues Museum Weserburg