piwik no script img

heute in Bremen„Was Glaubensfreiheit heißt“

JUBILÄUM Am 27. 9. 1816 bekamen die Katholiken in Bremen nach 280 Jahren wieder eine Kirche

Martin Schomaker

53, kath. Theologe und Priester, leitet seit 2008 als Propst den Katholischen Gemeindeverband Bremen.

taz: Herr Schomaker, wie feiern Sie das Jubiläum heute?

Martin Schomaker: Wir haben eine Ausstellung im ökumenischen Dommuseum, die „Glaubensgeschwister“ heißt, und die sehr direkt auf das Jubiläum reagiert. Und am 29. Oktober wird unser Bischof, Franz-Josef Bode in der dann fertig renovierten Propsteikirche ein Hochamt zelebrieren.

Aber eine Messe zum Stichtag: 200 Jahre Katholiken in Bremen, die gibt’ s nicht?

So direkt nicht. Das Jubiläum ist ja auch kein absoluter Neuanfang: Der 27. September 1816 ist der Tag, an dem der Senat den Katholiken die Kirche St. Johann im Schnoor überlassen hat, die vorher den Franziskanern gehört hatte. Katholiken gibt es ja schon vorher in Bremen, und ab 1806 haben sie auch wieder Bürgerrechte.

… die Bürgermeister Johann Smidt den Katholiken gewährte – und zugleich den Juden entzog. Ein zweischneidiges Jubiläum?

Sie haben recht, das ist ein zweischneidiges Jubiläum. Deswegen ist für uns auch die Ausstellung so geeignet, es zu begehen: Sie lädt dazu ein, darüber nachzudenken, was Glaubensfreiheit heißt, also die Freiheit, zu wählen, welcher Glaubensgemeinschaft man zugehörig sein möchte, und auch die Möglichkeit, frei von Glauben zu sein. Ich finde gut, dass das so ist.

Also ist es keine rein-historische Ausstellung?

Nein, eher dient sie der Selbstvergewisserung. Unsere Frage ist: Wer sind wir heute? Um sie zu beantworten, ist es auch nötig, zurückzuschauen, um zu verstehen, wie es kommt, dass wir aktuell eine so bunte katholische Kirche sind, mit Mitgliedern aus mehr als 120 Nationen, mit einer Vielfalt von Sprachen und Traditionen.

interview: bes

Die Ausstellung im Dommuseum ist Mo-Fr 10–16.45 Uhr, Sa 10–13.30 Uhr und So 14–16.45 Uhr geöffnet

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen