heute in Bremen: „Der Blick wird geweitet“
Podium Wissenschaftler und Kulturschaffende diskutieren den Film in der Public Anthropology
37, ist Lektorin am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen. Sie forscht im Bereich Bioökonomie.
taz: Frau Wichmann, was ist Public Anthropology und was ist der Unterschied zu anderen Disziplinen der Ethnologie?
Marie-Helene Wichmann: Public Anthropology beschäftigt sich mit der Schnittstelle zwischen Ethnologie und Öffentlichkeit. Wo können sich Ethnologen mehr in den öffentlichen Diskurs einbringen und wie können Öffentlichkeiten in den Forschungsprozess einbezogen werden. Was heißt das?
Die Forschenden nehmen keine Außenperspektive mehr ein. Zum einen werden die Beforschten selbst aktiviert, zum anderen bringen sich Forschende in den öffentlichen Diskurs mit ein. Damit können die Ergebnisse von allen genutzt werden. Solche kollaborativen Methoden werden auch auf der Podiumsdiskussion vorgestellt.
Welche?
Es wird um ethnografische Filmprojekte gehen und um die Rolle des Filmens beim Forschen und beim Lernen. Die Wissenschaftlerinnen geben dabei die Kameras auch mal aus der Hand.
Welchen Vorteil hat das für die Wissenschaft?
Dadurch werden andere Perspektiven sichtbar, die man als Außenstehende vielleicht gar nicht bemerkt hätte. Der Blick wird geweitet.
Aber setzt das nicht voraus, dass etwas wie das Medium Film den Beforschten überhaupt bekannt ist?
Film ist ein äußerst globalisiertes Medium. Ich bezweifle, dass es Regionen gibt, in denen das etwas völlig Neues wäre. Eine Kollegin hat mit indigenen Völkern in Südamerika geforscht – auch die Menschen dort haben Medienkompetenzen. Und selbst wenn es etwas Neues wäre, könnte man darüber ja auch ins Gespräch kommen. Das macht beispielsweise Itsushi Kawase, den wir aus Japan eingeladen haben. Er zeigt immer seine Filme, auch um mit den Communities, die er beforscht, besser in Kontakt zu kommen.
Interview: eib
Podiumsdikussion: 18 Uhr, Wall-Saal, Zentralbibliothek Bremen
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