heute in Bremen: "Es ist Punkrock"
AUFFÜHRUNG Die Kampfsportschule Grapple&Strike zeigt Actionfilme des Künstlers Mike Froidl
51, ist freischaffender Künstler und Kampfsportler, lebt in Berlin und hat bei einem japanischen Meister Kalligrafie gelernt.
taz: Herr Froidl, wie blutig wird es in Ihren Actionfilmen?
Mike Froidl: Es sind keine blutigen Actionfilme und auch kein Splatter, sondern es geht eher in eine künstlerische Richtung. Der Hauptdarsteller, Blase, war als anarchistischer Widerstandskämpfer in der DDR im Knast.
Spielt das im Film eine Rolle?
Eigentlich nicht, aber er verkörpert den James Bond, während ich den bösen Stasi-Oberst darstelle.
Wie kamen Sie auf die Idee, Actionfilme selbst zu drehen? Hat es Ihnen nicht gereicht, Sonntags den „Tatort“ zu schauen?
Die bürgerlichen Filme sind extrem langweilig, es geht nur um Emotionen oder Kapitalverbrechen. Auch Anarchos wollen Actionfilme haben – und unsere politischen Anliegen kommen in den Filmen vor.
Inwiefern?
Es geht etwa um die Folgen der Terrorismus-Bekämpfung oder die Frage, wer eigentlich böse ist und ob der Staat gut ist.
Wie hoch waren die Budgets für die Filme?
Es sind Null-Budget-Filme. Es ist Punkrock.
Man kennt Sie unter anderem als Aktivist für die Punker-Partei APPD. Auch sind Sie einst in der Talkshow „Vera am Mittag“ aufgetreten, um ein Ende des Arbeitszwanges zu propagieren...
Das war ein großer Spaß! Alle sind darauf angesprungen.
Dafür, dass Sie für eine Ende der Arbeit eingetreten sind, haben Sie ganz schön viel zu tun.
Ich bin ja freischaffender Künstler, ich arbeite nicht.
Selbstständigkeit ist keine Arbeit?
Nur in der Sicht von außen. Selbstständigkeit ist nur ein Wort für das Finanzamt. Mir macht Spaß, was ich mache.
Aber Sie müssen sich mit Ihrer Kunst Ihr tägliches Brot verdienen?
Ich lebe relativ asketisch und meine Sachen verkaufen sich ganz gut. Ich überlebe von meiner Kunst.
Neben Galerien von Kunstvereinen stellen Sie immer wieder an ungewöhnlichen Orten aus – in Bremen in einer Kampfsportschule. Wie passt Ihre Kunst da hinein?
Für mich ist unter anderem die Kalligrafie die Verbindung von Kunst und Kampfsport, man schreibt mit dem ganzen Körper, es geht um Körperbeherrschung, wie beim Tanz. Außerdem will ich auch nicht nur mit den arroganten Kunstschnöseln rumlaufen, sondern alle Menschen erreichen.
Interview: jpb
20 Uhr, Kampfsportschule „Grapple&Strike“, Richard-Dunkel-Str.120
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