herzensort: Zu Gast wie bei Oma
Ein Zettel mit dem W-Lan-Passwort, das Menü eines Pizzalieferdienstes und ein Neues Testament liegen auf dem Fernsehtisch meines soeben bezogenen Zimmers. Die Heizung funktioniert, stelle ich erleichtert fest und drehe sie voll auf, um meine Fahrradklamotten und Schuhe darauf zu trocknen. Die letzten drei Kilometer bis zur Pension Haus Einkehr in Schwemsal, Sachsen-Anhalt, bin ich auf der Landstraße komplett nass geworden. Ich entschied aber, dem Gewitter zu trotzen und weiterzuradeln. Es könnte ja schlimmer werden und mich ein Blitz treffen.
In der Pension geht der Fernseher nicht und es gibt keinen Handyempfang, um Pizza zu bestellen. Aber mein Zimmer mit Holzdach, Spitzengardinen und Blick zum Hof hinaus ist gemütlich und riecht nach Lavendel. Fast wie bei Oma, denke ich und schlafe ein, mit dem Regen als Soundkulisse. Am nächsten Morgen bin ich der einzige Gast im Speiseraum. Die Sonne scheint durchs Fenster über Wandkalender, Freizeitkarten und Keramikfigürchen. Auf geblümtem Geschirr wartet auf mich ein Frühstück wie für vier Personen, auf dem Tisch brennt eine rote Kerze. Luciana Ferrando
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