piwik no script img

herzensortIm Angesicht der Bandbrasse

Als ich ein Kind war, erzählte mir eine Freundin, dass sich mal ein Karpfen an ihrem Finger festgesaugt hätte. Sehr wahrscheinlich war das Quatsch, diese Freundin fantasierte viel. Bloß habe ich seitdem ein Problem mit Fischen. Im Strandurlaub führte das bisher dazu, dass ich mich nur zur akuten Abkühlung ins Wasser begab, Fortbewegung fand auf dem Rücken statt, mit der Sonne im Gesicht und nervösem Kribbeln im Bauch. Dass das Treiben in der Ungewissheit die falsche Strategie war, habe ich mit 30 nun endlich begriffen. Als ich kürzlich an der Küste Korfus aufs spiegelglatte Mittelmeer blickte, beschloss ich, meiner Angst im wahrsten Sinne des Wortes ins Antlitz zu blicken, und kaufte mir ein Schnorchel-Kit.

Stockend nahm ich die ersten Atemzüge unter Wasser und näherte mich vorsichtig einem Schwarm Bandbrassen, der mir nicht gelangweilter hätte ausweichen können. Ich tauchte weiter raus, zehn Meter unter mir der Meeresboden, es fühlte sich wie fliegen an. Ich wurde eins mit der Fauna und reiste mit Schwimmbrillen-Abdrücken auf der Wange zurück nach Hause. Sie waren mein schönstes Souvenir.

Leonie Gubela

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen