herzensort: Eine Bahn, so bunt wie die Stadt
Gestresst eile ich die Treppen hinunter auf den nach altem Turnschuh riechenden Bahnsteig. Die Standardanzeige der Berliner Verkehrsbetriebe, „Unsere Züge fahren zurzeit leider nicht im gewohnten Takt“, nehme ich schon nicht mehr wahr. Die U8, eine der wichtigsten U-Bahn-Linien Berlins, fährt eh so gut wie nie nach Plan. Und sie ist bekannt als Hotspot für Dealer*innen und viele Polizeieinsätze.
Dabei ist sie mehr als ein problembehaftetes Rädchen des Berliner ÖPNVs. Die U8 hat mir als kleines Mädchen schon gezeigt, wie bunt wir Menschen sind. Da ist der alte Mann, der mit seinem frischen Kaffee den Schweißgeruch im Wagen verdrängt, das Grundschulkind, das mir am Morgen ein Lächeln schenkt, oder der Jazzmusiker, der mich mit seiner Trompete kurz von meinen Alltagsproblemen ablenkt.
Die U8 ist aber nicht nur Abbild von Vielfalt, sie verbindet auch – Stationen und Passagiere. Egal wie viel Geld oder Doktortitel jemand hat, wenn die U-Bahn zum dritten Mal in einer Woche nicht fährt, haben alle das gleiche Problem. Das macht die U8 zu einer Art Miniversion Berlins. Bunt und ein bisschen verrückt. Janne Köder
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