herzensort: Quadrate im Untergeschoss
Läuft man die Treppe hinunter in das Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie in Berlin, leuchtet einem hinter zwei Glastüren schon das Gelb von Josef Albers Hommage an das Quadrat entgegen. Wie eine rechteckige Sonne vor einer weißen Wand. Öl auf Hartfaserplatte. Der Anblick löst Zufriedenheit in mir aus. Die gleichmäßigen Abstände der vier größer werdenden Quadrate faszinieren mich. Sie liegen perfekt ineinander, mathematisch ausgezirkelt, die Gelbstufen verblassen zum Rand hin.
Immer wieder komme ich her und starre es an. Nur eine kleine Bank davor fehlt. Dann könnte ich dasitzen, bis das Sicherheitspersonal mit rauswirft.
Weil ich niemals einen Albers besitzen werde, male ich mir einen, beschließe ich. Im Baumarkt kaufe ich eine MDF-Platte, 120x120 schätze ich. In der Ausstellung kann ich schlecht einen Zollstock rausholen. Ich messe die Größe der Quadrate aus, mische die Gelbtöne ab, vermesse und vermische mich. Für drei Tage hängt das Bild leuchtend in der Küche. Dann stürzt es von der Wand. Eine Ecke bricht dabei ab. Ich sollte wieder mein liebstes Untergeschoss besuchen. Sophie Fichtner
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