hapag-lloyd-Verkauf : Verlogene Freude
Der Jubel bei Hapag ist verständlich, richtig mitfreuen kann man sich nicht. Das liegt vor allem an der populistischen Rhetorik, derer sich die Hamburger Seite im Bieterverfahren befleißigt hat, und die zugleich eine gängige politische Praxis ins Licht rückt: Ängste zu schüren, um Handlungsspielraum zu gewinnen.
KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST
„Mit aller Macht“ versuche der „autoritäre Stadtstaat“ Singapur „Hamburg das Wasser abzugraben“, sagte Ex-Finanzsenator Peiner, der davon gleich den Schiffsstandort Deutschland im Ganzen bedroht sah. Auch Hapag-Betriebsratschef Uwe Klein malte das Schreckgespenst der „Gelben Gefahr“ an die Wand: Die deutsche Kanzlerin müsse „den Ausverkauf des maritimen Know-how nach Asien unterbinden.“ Finanzsenator Freitag hatte am Ende gar „die Nase voll von Finanzjongleuren, die gesunde Unternehmen kaputt machen.“
Aber woher eigentlich das Vokabular der „Feindlichen Übernahme“? Die TUI war’s, die ihr Tafelsilber vergolden wollte, NOL hatte daraufhin ein betriebswirtschaftlich verständliches Angebot abgegeben. Alles weitere war Spekulation.
Vielleicht erwartete man sich von NOL auch das Schlimmste, weil man selbst kein Lämmlein ist: 2005 übernahm Hapag die überaus gesunde Rederei CP Ships. Als deren Aktien in den Keller rutschten, griff man zu – und zerschlug das Traditionsunternehmen. Von 5.000 Mitarbeitern mussten 2.000 gehen.