hamburger szene : Gestern, heute, morgen
Bei Lidl war am 31. Dezember der Sekt im Sonderangebot. Das weiß ich, weil es eine Filiale an der Reeperbahn gibt, die Sonntags immer auf hat. Man bewegt sich dort im Pulk mit vielen anderen Menschen an den Regalen vorbei und wundert sich, dass das Sektregal nachmittags um drei immerhin noch sieben Flaschen enthält. Liegt vielleicht daran, dass das Publikum im Reeperbahn-Lidl eher Bier kauft. Und Frikadellen.
Höchsten Respekt vor der Angestellten an der Kasse, die jede Flasche einzeln in einem wahnwitzigen Tempo über das Band zieht. Draußen bellt pausenlos ein angeleinter Hund. Das Jahresende ist im Lidl ein Moment, auf den alle hineilen. Weil dann endlich Feierabend ist. Im Lidl geht es nur um die Zukunft.
Bei dem jungen Mann in Schwarz ist das anders. Er schlendert am frühen Abend in Altona die leere Straße entlang und lässt ab und zu einen brennenden Böller fallen. Dabei geht er mit unvermindertem Tempo weiter und schaut sich nie um. Als wollte er Spuren hinterlassen, egal, wie die aussehen. Hauptsache, da war was.
Mir steigt in diesem Moment immer noch süßlicher Geruch von den Händen entgegen. Der Verkäufer im türkischen Imbiss hat mir vorhin ein Neujahrs-Bonbon gegeben und mir dann Parfüm aus einer Halb-Liter-Flasche zum Einreiben in die offene Hand gegossen. Sein nettes Lachen habe ich noch präsent und habe zudem nichts dagegen, dass sein Parfüm morgen verflogen sein wird. Klaus Irler