hamburger szene : Zweite Kasse
Eigentlich sollte man froh sein über solche Situationen, zählen sie doch zu den Klassikern moderner Nervenstählung. Überdies sind sie nicht neu. Ich weiß das alles – aber ein bisschen piekst es trotzdem, wenn sich schon wieder Leute vordrängeln, sobald beim Aldi die zweite Kasse öffnet. Denn komischerweise ist es immer der Einbeinige von ganz hinten, der dann blitzschnell der Erste ist. Oder die Oma mit den fünfundzwanzig Joghurt-Becherchen, die mühsam Cent für Cent aus dem Portemonnaie fischt.
Hab ich alles schon erlebt. Hundertmal, tausendmal. Aber irgendwie scheine ich da karmisch noch nicht mit fertig zu sein. Würde mir das Schicksal diese Situation sonst immer wieder senden?
Neulich aber hab ich den Trick gefunden. Und der geht so: Endlose Warteschlange. Vorn alles Kartenzahlungen. Kleinkind schreit, Warenscanner defekt. Kassiererin öffnet zweite Kasse. Alles alles rennt, rettet, flüchtet. Junger Mann schneidet mir den Weg ab. Ich sag: „Hat Ihnen Ihre Mama nicht beigebracht, dass man Frauen vorlässt?“ Ganz ehrlich: War nur ein schaler Versuch, diese Gräfin-Dönhoff-Tour. Und was sagt der Typ doch tatsächlich? „Tschuldigung, hab Sie nich gesehn.“ Und verschwindet nach ganz hinten.Und das Allerbeste: Seinen Hintermann hat‘s auch noch gepackt. Der wollte sich jetzt natürlich nicht lumpen lassen und ließ mich extra galant vor. Super. Jetzt muss ich nur noch meinem Karma Bescheid sagen. PETRA SCHELLEN