hamburger szene von Philipp Steffens: Wie US-Demokraten sich gegen Rassismus wehren
Vinnie Cabrera
Wir werden nicht schweigen!“, schwört Marc Castagnera die Runde ein. Um ihn herum stehen am Mittwochabend ungefähr 30 Menschen, sie schauen besorgt, in ihren Händen halten sie Teelichter und Protestplakate. Die US-Demokraten in Hamburg haben zu einer Mahnwache vor dem US-Generalkonsulat am Alsterufer gegen Rassismus und Hass aufgerufen. Sie berichten darüber, wie die Unruhen in Charlottesville sie selbst betreffen.
In der US-amerikanischen Stadt in Virginia ließen am Wochenende Neonazis und Rassisten ihrem Hass freien Lauf, hetzten gegen Schwarze, Juden und Linke. Eine Gegendemonstrantin starb, als ein Rechtsradikaler sein Auto in eine Menschenmenge fuhr, über 30 weitere wurden bei Ausschreitungen verletzt.
Alexander Hollidays Eltern lebten in Charlottesville. Er erzählt, dass der historische Kontext der Stadt bedeutend sei, dort wohnte Thomas Jefferson. Der schrieb die Unabhängigkeitserklärung mit, in der steht, dass alle Menschen gleich sind. Die Rassisten treten das mit Füßen, meint Holliday. „Mir bricht es das Herz, zu sehen, was dort passiert ist“, sagt er mit zitternder Stimme.
Sören Stamer, ein großer Mann mit grau meliertem Haar, zog mit seiner Familie nach Deutschland, weil er nicht in einem Land leben wollte, in dem Trump Präsident ist. Der Deutsche hat mit seiner US-amerikanischen Frau vier Kinder, er könne sie nicht in den USA aufwachsen lassen, sagt er: „Sie fragen nach Trump, der ist permanent in den Medien. Ich muss ihnen dann immer erklären, warum es falsch ist, was er sagt.“
Auch Vinnie Cabrera ist am Mittwoch zum US-Konsulat gekommen. Er verließ die USA, zog nach Deutschland, um seinen Mann zu heiraten. In seinen Händen hält er ein Plakat, dass an die getötete Demonstrantin Heather Heyer erinnert. „Ich habe niemals gedacht, dass ich in Deutschland gegen Nazis in den USA kämpfen würde“, sagt er.
„Ich bin sehr glücklich, dass so viele spontan gekommen sind. In Zukunft werden wir das häufiger machen“, sagt Marc Castagnera. Der Vorsitzende der Hamburger Demokraten will zur politischen Teilhabe motivieren. Er glaubt an ein besseres Amerika.
Nach einer Stunde kommen zwei Polizisten zu Castagnera, die Veranstaltung ist nicht angemeldet. Das verbindet die Hamburger Demokraten direkt mit den Gegendemonstranten in Charlottesville: Trump kritisierte, dass ihr Protest nicht angemeldet gewesen sei, der Marsch der Neonazis hingegen schon. Formalitäten werden den Protest gegen ihn aber nicht beenden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen