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Archiv-Artikel

hamburg heute „Tagebuch auf Zigarettenpapier“

Herbert Diercks organisiert einen Vortrag über den im Fuhlsbütteler KZ ermordeten Fritz Solmitz

taz: Herr Diercks, warum interessieren Sie sich ausgerechnet für das Schicksal von Fritz Solmitz?

Herbert Dierks: Fritz Solmitz gehörte zu den ersten Opfern im KZ-Fuhlsbüttel. Er war Redakteur einer sozialdemokratischen Zeitung in Lübeck, ein ausgewiesener Antifaschist und Jude. Daher wurde er nach seiner Verhaftung besonders brutal gefoltert. Das Interessante ist, dass es ihm gelang, in der Haft Tagebuch auf Zigarettenpapier zu schreiben und die Unmenschlichkeit der SS-Aufseher zu dokumentieren. Die Aufzeichnungen enden kurz vor seinem Tod im September 1933.

Sind seine Aufzeichnungen erhalten?

Solmitz versteckte die Papiere in einer Taschenuhr, die nach seinem Tod seiner Witwe ausgehändigt wurde. Karoline Solmitz hat die Uhr und die Aufzeichnungen später der KZ-Gedenkstätte Fuhlsbüttel übergeben. Neben dem Vortrag über das Leben und die Haft von Fritz Solmitz wird heute auch aus seinem Tagebuch gelesen.

Gibt es für Veranstaltungen wie diese überhaupt noch ein ausreichend großes Publikum?

Unsere monatlichen Veranstaltungen haben sich etabliert. Es kommen regelmäßig etwa 25 Menschen aller Altersgruppen. Oft sind auch Familienangehörige von Opfern dabei. Wir finden es einfach wichtig durch Hamburger Schicksale an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern.

INTERVIEW: ROBIN RIEPRICH

Vortrag: 19 Uhr, KZ-Gedenkstätte Fuhlsbüttel, Eintritt frei

HERBERT DIERCKS, 56, Historiker der KZ-Gedenkstätte