hamburg heute : „Fußball ist kein luftleerer Raum“
Im Buch „Mit der Raute im Herzen“ begleiten 29 Autoren die Geschichte des Hamburger SV
taz: Herr Skrentny, wie erklären Sie sich, dass sich Menschen plötzlich für Historie interessieren, wenn man die Geschichtsstunde mit einem Fußballverein verknüpft?
Werner Skrentny: Ich glaube der Umgang mit Fußball hat sich verändert. Vor zehn Jahren ging es sicherlich eher um den Spielverlauf und die Ergebnisse. Aber es ist mittlerweile sehr verbreitet, dass sich Fans auch mit der Tradition und der Geschichte ihres Vereins auseinander setzen. Das hat wohl auch etwas mit diesem Hype zu tun, den es um die Fußball-WM 2006 in Deutschland gab. Da haben sich ja sehr viele Intellektuelle mit dem Thema „Fußball“ beschäftigt.
Und plötzlich wurde Fußball auch ein politisches Thema?
Fußball ist doch kein luftleerer Raum. Der Sport stand immer schon im Kontext mit Zeitgeschichte und der Politik. Also beispielsweise der Umgang mit dem Nationalsozialismus beim HSV. Oder auch der homosexuelle Spieler, Heinz Bonn, wie der damals gelitten hat.
Sind Fans denn auch bereit dunkle Kapitel über ihren Verein zu lesen?
Die Anhänger sind schon bereit sich damit auseinander zu setzen. Es wurde beispielsweise auch von Vereinsseite viel diskutiert über die Geschichte von Tull Hader, einem HSV-Idol der zwanziger Jahre, der dann später KZ-Kommandant war. Auch die Nationalsozialismus-Ausstellung im HSV-Museum war eine Initiative der Fanclubs. INTERVIEW: RORI
Buchpräsentation: 16 Uhr, Buchhaus Weiland, Mercardo Altona, Eintritt frei
WERNER SKRENTNY, 59, Fußballautor