hamburg heute : Abstrahierte Behandlung
Susi Mahacke tanzt in „Babusch über mich!“ zu Kernspin-Rhythmen ihren eigenen Schmerz
taz: Frau Mahacke, werden Sie heute Kranke heilen?
Susi Mahacke: Nein. Dies ist kein medizinisches Ritual, sondern die Abstraktion einer Behandlungssituation, in der ich auf einer Couch liege. Über meinem Kopf hängt ein Babusch, eine abstrahierte Pflanze, wie ich sie schon oft verwendet habe. Bisher waren diese Objekte aber als Counterpart zur Technisierung der Landwirtschaft gedacht. Bei der aktuellen Performance steht der Babusch für Bedrohung – das Geheimnis einer Krankheit.
Wessen Krankheit?
Meiner eigenen. Ich leide seit langem an chronischen Schmerzen und möchte das Private jetzt stärker in meine künstlerische Arbeit hineinholen.
Worauf spielt Ihre Musik an?
Sie besteht aus Klopfgeräuschen, die den asymmetrischen, schwer erträglichen Rhythmus der Kernspintomographen imitieren. Bei chronischem Schmerz bringt die hochtechnisierte Kernspintomographie zudem oft kein Resultat: Manche Krankheit bleibt ein Rätsel.
Und zu dieser Musik „performen“ Sie Ihren Schmerz?
Ja, wobei ich zunächst glaubte, dass hierfür ruckartige Bewegungen geeignet wären. Die werden aber leicht expressiv und dramatisch – was ich nicht wollte. Jetzt ist ein Wechsel aus schönen und verkrampften Posen entstanden. Dies entspricht zwar nicht der Realität, verschafft der Performance aber eine schlüssige Dramaturgie. INTERVIEW: PS
20 Uhr, Westwerk, Admiralitätstr. 74. Kartenreservierung empfiehlt sich: www.susi-mahacke-produktion.de
Fotohinweis:SUSI MAHACKE, 45, Künstlerin und Performerin