hamburg heute : Immer die Ausländerin
Der heutige „Damensalon“ des Schauspielhauses widmet sich der Autorin Brankica Bečejac
Es sollte ein Beginn sein, aber es war das Ende: Brankica Bečejac, die 2000 ihr erstes Buch veröffentlichte und im Jahr darauf 30-jährig starb, hatte zeitlebens literarische Ambitionen. Immer hat sie, der Monique Schwitters jetzt ihren „Damensalon“ im Schauspielhaus widmet, mit ihrem Fremdsein nicht nur als „Gastarbeiterkind“ in Deutschland, sondern auch zwischen den Geschlechtern und zwischen Lebensentwürfen gerungen.
Ein erstes Buch – „Die Prüfung“ – sowie kultursoziologische Essays in verschiedenen Zeitschriften waren Ergebnis ihrer literarischen Arbeit. Eine weitere Buchveröffentlichung war geplant, aber dazu kam es nicht: Im Juni 2001 hat ihr Mann in ihrer Berliner Wohnung zuerst sie, dann sich selbst umgebracht. Eine Tat, die mehr Facetten birgt als Eifersucht und die letztlich auf das Thema verweist, das Bečejac’ Schreiben und Empfinden immer prägte: Gewalt zwischen Menschen und das Unbehaustsein in einer Gesellschaft, die Bečejac, die schon lange akzentfrei deutsch sprach, immer wieder zur Ausländerin machte.
Aus Texten von und für Brankica Bečejac haben Freunde und Verwandte den Band „Ich bin so wenig von hier wie von dort“ zusammengestellt, der im vorigen Jahr erschien. Der heutige Abend ist als Mischung aus Lesung, Musik und Gespräch gedacht. PS
heute, 21 Uhr, Kantine des Schauspielhauses