hamburg heute : Kritik im Ganzkörperanzug
Tonia Reeh macht nicht nur experimentelle Musik – sie inszeniert sie auch
Tonia Reeh hat viel Wut im Bauch. Und die entlädt sie in ihrer schroffen Musik. In dem Ein-Frau-Elektro-Act „Monotekktoni“ bringt sie seit 2004 dumpfe Beats, übersteuerte Töne und Dissonanzen mit ihrer kreischigen Stimme zusammen.
Im April erschien ihr drittes Album mit dem Namen „Love Your Neighbour? No thanks“. Dabei geht es ihr auch um Kritik, etwa an den Schönheitsidealen der westlichen Welt oder der Sicherheitspolitik von US-Präsident Bush. Der Song „Excuse me Helen – but what is with my Freedom“ beispielsweise basiert auf einer wahren Geschichte: Ein Mann beobachtete Bush bei einem öffentlichen Auftritt durch das Fenster seiner Wohnung und sollte deshalb später verhaftet werden. „Es ist nicht einfach ein platter Anti-Bush-Song“, sagt Tonia Reeh. „Es geht in erster Linie um die Beschränkung persönlicher Freiheit, die immer stärker wird und mit Phrasen nach mehr Sicherheit gerechtfertigt wird.“
Schon seit über 15 Jahren macht sie in Berlin Musik. Erst studierte sie klassisches Klavier und Jazz, fühlte sich aber in der experimentellen Musik zu Hause: Sie spielte in Indie-Bands wie „Das Zuckende Vakuum“ und später „Masonne“. Experimentiert wird auch bei ihrem performativen Auftritt in der Astra-Stube, im Ganzkörperanzug mit Kapuze. Dann lässt sie ihrer Wut wieder freien Lauf. JYK
Astra-Stube, Max-Brauer-Allee 200, 21.30 Uhr