halb gerettet macht pause : Liebe Leserinnen und Leser,
ohne Not schließen drei Redaktionen der Ruhr Nachrichten. Trotz Übernahmeschlacht um die Fernsehmacht wird die Essener Bild-Redaktion geschrumpft, ein Teil der Belegschaft nach Hamburg versetzt. Doch wen stört es schon, wenn bei den Ruhr Nachrichten Mitarbeiter abserviert und die Personalvertretung eingeschüchtert werden? Wen juckt‘s, wenn in Bottrop keine Lokalausgabe mehr erscheint? Uns.
EDITORIAL VON CHRISTOPH SCHURIAN
Denn die Ausdünnungen und Schließungen richten sich gegen die Pluralität von Berichterstattung. Der Monopolist wird zum Regelfall, die Meinungsvielfalt weicht der Einheitslesart. Und auch wer glaubt, die fortschreitende Pressekonzentration spiele der taz nrw in die Karten, springt viel zu kurz: Kaum ein Jungleser beginnt mit überregionalen Qualitätszeitungen. Zudem würden ohne unabhängige Lokalredakteure Affären wie zuletzt die Ruhrgas-Tours für Ratspolitiker kaum auffliegen. Eben deshalb sorgen wir uns auch um das Verschwinden der Bild-Redakteure: Ihre regionale Aufmerksamkeit setzte Kontrapunkte im Blatt fürs Crossvermarkten und Leichenfleddern – gerade im Boulevard-Leseland Ruhrgebiet nicht zu unterschätzen.
Um das plötzliche Verschwinden der taz nrw zu verhindern, warben wir in den letzten Wochen mit dem Motto „halb gerettet“: Denn nur wenn besonders viele nordrheinwestfälische LeserInnen von der taz überzeugt werden, trägt sich das Projekt im größten Bundesland. Erfolglos waren wir nicht: Noch nie gab es hier so viele taz-AbonnentInnen wie heute. Doch weiterhin fallen die Zuwächse nur halb so stark aus wie notwendig. Auch die „halbe“ Rettungskampagne hat das nicht ändern können. Trotzdem vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung!
Zusammen mit Verlag und Geschäftsführung haben wir jetzt erstmal beschlossen, in der nächsten Zeit etwas weniger laut zu betteln und zu trommeln. Denn den rot-weißen Halbrettungsring haben andere noch viel nötiger.