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Archiv-Artikel

h5n1, pfeifenten etc. Bis die Vögel vom Himmel fallen

„Die Leute melden praktisch jeden toten Vogel“, teilte kürzlich der Präsident der thüringischen Landestierärztekammer mit. In Berlin zum Beispiel sind zuletzt zwei Schwäne, zwei Elstern, ein Eichelhäher und eine Taube bei Behörden abgegeben worden. Auf die Bürger ist hierzulande Verlass, wenn es um den Tod geht. In Maos China musste man noch den ganzen Parteiapparat in Gang setzen, um der Kampagne „Tod allen Vögeln“ Gehör zu verschaffen. Vögel, so dachte man unter Mao, seien gesellschaftlich nutzlose Reisfresser. Das ging so weit, dass die Professoren der Akademie der Wissenschaften sich mit Krachgerät auf die Dächer ihrer Institute setzten, um die Vögel am Landen zu hindern und sie zu erschöpfen, bis sie tot vom Himmel fielen.

Das wäre doch ein Vorschlag für die Bundeswehr um Rügen, dachte man zunächst und hat dann aber doch weitergemacht wie bisher und gemeldet, was man immer schon gemeldet hat: Den Entenerpel auf dem Tegeler See zum Beispiel konnte man nur als schön bezeichnen. Unter seinem kastanienbraunen Kopf schien seine dunkel glänzende, weinrote Brust, dazu war sein Körper in zart gewellte graue Federn gehüllt. Pfeifenten – wissenschaftlich: Anas penelope – sind aber nicht nur schön anzusehen. Ihren Namen haben sie von ihren rein klingenden Rufen, die auch außerhalb der Paarungszeit weithin hörbar sind. Die Erpel rufen entweder ein in der Mitte betontes und angehobenes „huiu“ oder aber, wenn sie beunruhigt sind, vielsilbig „wip wip wii wip wiu“. Die klangreinen Töne bringen sie am Boden wie im Flug hervor. Pfeifenten ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen. Die greifen sie mit dem Schnabel von der Wasseroberfläche. An Land weiden Pfeifenten wie Gänse. Pfeifenten brüten an pflanzenreichen Binnenseen Nordeurasiens. Nach Berlin kommen sie nur selten als Wintergast. Dann bilden sie meist kleinere Trupps oder schwimmen zu zweit. Pfeifenten paaren sich im Winter, deshalb kann man das schöne Prachtkleid der Erpel jetzt sehen.

Ach so, bevor man den Vogelaspekt des Maoismus allerdings übernimmt, sei bemerkt, dass die Kampagne nach hinten losging. Nachdem man die Vögel beseitigt hatte, fraßen die Tiere den Reis, die vorher von den Vögeln gefressen wurden – vor allem Insekten. CORD RIECHELMANN