gurke des tages: tritt in die seele:
Wie man religiöse Empfindungen verletzen kann, ist uns schon länger ein Rätsel. Was ist das überhaupt: religiöses Empfinden? Und wo findet man das im Körper? Schmerzt dann ganz doll der Hinterkopf, wenn die Religion schwer verletzt wird? Jetzt hat der Deutsche Werberat die Anzeige eines Mainzer Telefonunternehmens gerügt, die einen gekreuzigten Jesus mit der Nummer der Auskunft anstelle des Wortes „INRI“ zeigt. Die Werbung trägt den Schriftzug „So merkt sich ein Messdiener die billige Auskunft“. Auf eine Anfrage des kirchlichen Nachrichtendienstes epd erklärte daraufhin am Donnerstag der Werberat-Sprecher Volker Nickel: Die Darstellung „trete jeden religiös empfindenden Menschen in die Seele“. Kann man jemanden in die Seele treten? Oder meinte Nickel vielleicht handfestere Weichteile? Ist das religiöse Empfinden also doch eher untenrum angesiedelt? Da, wo’s richtig wehtut, wenn man eins in die Glocken bekommt und die Englein singen hört? Endlich wäre auch das mal geklärt, dafür vielen Dank, Deutscher Werberat.
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