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gurke des tages: die kultur der christine bergmann

Soeben ist bei Zweitausendeins ein schmales, feines Bändchen von Eckhard Henscheid erschienen, für das der Schriftsteller titelgerecht „756 Kulturen“ gesammelt hat, um nachzuweisen, dass inzwischen jeder Scheißdreck zur Kultur veredelt wird. Auch wenn Theodor W. Adorno sel. seinerzeit bereits feststellte: „Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass Kultur im traditionellen Sinn tot ist“, lebt die Kultur in allerlei irrsinnigen Composita weiter: von der „Leitkultur“ bis zur „Zapfkultur“. Für das Sammelwerk zu spät dran ist leider die Familienministerin Christine Bergmann, die vor wenigen Tagen eine „Kultur des Alterns“ erfand. Ist aber nicht, um den Halbgedanken der Ministerin aufzugreifen, eine „Kultur des Alterns“ die kulturelle Verweigerung des natürlichen Prozesses? Natur und Kultur stellen schließlich einen Widerspruch da. Eine „Kultur des Alterns“ wäre dann also eine Verjüngung und genau das Gegenteil dessen, was Frau Bergmann zu sagen beabsichtigte. Doch Frau Ministerin ist dies eh egal. Hauptsache: Hau weg den Dreck in die Öffentlichkeit.

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