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Archiv-Artikel

gottschalk sagt Hälse bis nach Essen

CHRISTIAN GOTTSCHALK lebt in Köln und sagt die Wahrheit – alle zwei Wochen in der taz

Noch vor der Oscar-Verleihung schaltete ich in eine Talk-Show auf einem dritten Programm und sah Florian Henckel von Donnersmarck und Henry Hübchen. Ganz offensichtlich hatten sich die beiden gestritten, waren aber gerade damit fertig geworden. Die Luft war dick, Hübchen hatte Hälse bis nach Essen, wie man in Bochum sagt und unter der Fernsehschminke schmückten das aristokratische Antlitz seines Kontrahenten hektische Flecken. Ich hatte keine Ahnung, worum es gegangen war, vermutlich um die Genossen vom Ministerium für Staatssicherheit. Aber eins war mir klar: Henry Hübchen hatte recht. Egal was er gesagt haben mag.

Während und nach der Oscar-Verleihung, Henckel von Donnersmarck rief nun ständig „Deutschland“ in die Kameras, beschloss ich erstens, dass ich mir den Film nicht anschauen werde und zweitens Beweise gegen Henckel von Donnersmarck zu sammeln. Seine Biographie ist für einen jungen Mann seines Standes nicht ungewöhnlich.

Ich zitiere Wikipedia: „Florian Henckel von Donnersmarck kommt 1973 als erster Sohn der Geschwister Frederike und Frederick Henckel von Donnersmarck in Köln zur Welt. Nach der mittleren Reife an der spanischen Hofreitschule zu Wien beginnt er eine Ausbildung zum Schnösel im Internat Chateau Neuf in Frankreich. Schon sein erster auf VHS gedrehter Film „Die Mädels aus der 11b beim Duschen“ sorgt für einen Skandal: Schulverweis. Seine Familie schickt ihn daraufhin zu seinem Onkel väterlicherseits Abt Gregor Henckel-Donnersmarck ins Kloster, wo er sich mit dem Film eine goldene Nase verdient. Anschließend verbringt der sympathische Blaublüter einige Jahre als Angeber in Spanien und Portugal, als erste Gerüchte über eine Wiedervereinigung auftauchen. Sofort fährt er nach Wien. Er plant, in der neuen High-Society Österreich-Ungarns Buffets zu leeren und windige Immobiliengeschäfte zu tätigen. Doch an den Gerüchten scheint nichts dran zu sein, so beginnt er in München ein Filmstudium. Anfang 2000, er arbeitet gerade am Drehbuch zur Fortsetzung von „Die Mädels...“ erzählt ihm Ulrich Mühe erstmals vom Fall der Mauer und der Stasi. Mühe sagt, er würde gerne mal eine Figur mit Ecken und Kanten spielen, das wäre doch eigentlich ein Superstoff. Henckel von Donnersmarck ist begeistert, besteht aber auf einer Duschszene. Außerdem müsse ,ARTE alles bezahlen, und zwar lang und schmutzig‘, so Henckel von Donnersmarck. Man wird sich handelseinig. 2007 erhält Henckel von Donnersmarck den Oscar und heiratet ihn wenige Wochen später.“