god save johnny rotten : Der Costa Cordalis Ihrer Majestät
JOHN LYDON alias Johnny Rotten (47) war als Sänger und Chef der Sex Pistols eine Punk-Ikone. Dass er jetzt in der britischen Version der Dschungel-Promi-Show mitmacht, hat in Großbritannien einige irritiert.
Unterschiedlicher hätten diese beiden Hits aus dem fernen Jahre 1976 kaum sein können: Costa Cordalis bewegte Deutschland mit seinem Schnülzchen „Anita“, während die Sex Pistols das Establishment im Vereinigten Königreich mit „God Save The Queen“ erschütterten. Nun kreuzen sich die Wege beider Musikanten erneut: Bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ machte sich der Schlagersänger zum Affen, in der britischen Original-Version („I’m A Celebrity – Get Me Out Of Here“) turnt gegenwärtig das Idol der No-Future-Generation durch den Dschungel.
Im Mutterland des Pop reagierten die Fans schockiert bis pikiert auf diese jüngste Provokation und fürchteten einen Ausverkauf ihrer ach so anarchischen Ideale: „Whatever happened to punk rock, maaaaan?“, fragt besorgt ein offenbar längst im Feuilleton des Guardian angekommener Altpunk – und klingt damit so verschnarcht und reaktionär wie Thomas Gottschalk mit seinem larmoyanten „What Happened To Rock’n’Roll?“.
Was passiert ist? Lydon lebt seit Jahren in Los Angeles, führt eine Immobilienfirma – und manchmal auch die Königspudel seiner Gattin Gassi. Und Punk, das ist längst eine Modemarke, mit der alternden Berufsjugendlichen die Revolte als Accessoire verhökert wird – stimmt’s, Campino? „Punk doesn’t smell funny – it’s just dead.“
Wie übrigens auch Rottens Bandkollege Sid Vicious. Der dreht sich derzeit keineswegs in seinem Grab um, sondern lächelt sanft und träumt. Von einer Fahrt in der neuen VW-Golf-Sonderedition „Sex Pistols“. FRA