giftmüll : Renaissance der Standortdebatte
Die Nachrichten aus Australien sind eindeutig. Es gibt überhaupt keinen Grund, den mit HCB-belasteten Sondermüll um den halben Globus nach Nordrhein-Westfalen zu verschicken. Die australischen Behörden können nicht nachweisen, dass der Müll nicht Down Under entsorgt werden kann. Doch auch die wirtschaftlichen Argumente für den Transport nach Deutschland sind fadenscheinig.
KOMMENTAR VON CHRISTIAN WERTHSCHULTE
20 Millionen hat die australische Firma Orica bereits für die Transporte ausgegeben. Investiert wurde diese Summe in eine Anlage für spezielle Behälter, die einen sicheren Transport über die Weltmeere gewährleisten sollen. Elegant wird jedoch von Oricas deutschen Geschäftspartnern verschwiegen, dass diese Behälter auch für den Transport in Australien notwendig sein dürften. Schließlich muss der Müll auch dort mindestens 1.000 Kilometer zurücklegen, um von seinem Lagerort Botany Bay zu den Entsorgungsanlagen zu gelangen. Für Orica kein Verlustgeschäft.
In Deutschland freilich sieht das anders aus. Drei Millionen Euro beträgt das Auftragsvolumen alleine für den Bayer-Konzern, Folgeaufträge nicht ausgeschlossen. Umweltminister Eckhard Uhlenberg hat bereits signalisiert, dass das Land erst einschreiten wird, wenn die Kapazitäten der Müllverbrennungsanlagen überschritten sind. Das ist jedoch bei weitem noch nicht der Fall. Allein in Dormagen können noch 10.000 Tonnen Müll von außerhalb verbrannt werden. Kern der Debatte ist also der Müllstandort Nordrhein-Westfalen. Sollte die Verbrennungstechnik notwendig sein, spricht der technologische Vorsprung eindeutig für eine Verbrennung an Rhein und Emscher. Um jedoch die Gefahr für die Bevölkerung durch die Transporte in der Zukunft zu minimieren, muss weniger der Giftmüll, sondern vielmehr die Hochtechnologie die Reise um den halben Globus antreten. Eine Weltreise mit sicherer Gewinnerwartung – für alle Beteiligten hier und Down Under.