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Archiv-Artikel

gerald asamoah Traumaexperte

Das Trauma hat sich tief in das kollektive Gedächnis der Schalker eingebrannt. Am 31. Spieltag der Saison 2000/2001 stolperten die Gelsenkirchener auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft ausgerechnet beim damals bereits abgestiegenen kleinen Nachbarn aus Bochum. Das 1:1 am 28. April 2001 egalisierte den Vorsprung auf den späteren Meister Bayern München. Sechs Jahre später (diesmal war es der 27. April) sollte sich das Ergebnis eigentlich nicht wiederholen. Die Spieler der Vier-Minuten-Meisterelf schworen ihre Nachfolger unter der Woche ein. Torwarttrainer Oliver Reck, Amateurcoach Mike Büskens und auch Youri Mulder warnten gleichzeitig davor, sich zu sehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen.

Doch auch der letzte Aktive von damals, Gerald Asamoah, wagte den Exkurs in die Historie. In einem Interview vor dem Spiel schloss er eine Wiederholung des Dramas aus: „Wenn ich am Freitag an früher denken sollte, dann sind immer noch zehn andere für uns auf dem Platz, die damals nicht dabei waren.“ Ein frommer Wunsch. Trotz einer 1:0-Führung und rund 14.000 Gästefans im Rücken verloren die Schalker im Ruhrstadion mit 1:2. Gerald Asamoh saß zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Ersatzbank. Er war in der 62. Minute von Halil Altintop ersetzt worden. Er zitterte auf der Bank, fluchte, sprang auf und machte wilde Gesten. „So eine Chance, hier zu gewinnen, hatten wir vor sechs Jahren nicht“, sagt der 28-Jährige hinterher. Er selbst musste Mitte der ersten Halbzeit auf 2:0 erhöhen, scheiterte aber am guten Torhüter Jaroslav Drobny. Danach sei man „einfach nur dumm und doof“ gewesen. Trotz Führung wurden die Schalker von den Gastgebern ausgekontert und gingen mit einem Rückstand in die Pause.

Später haderte Königsblau noch mit dem Schiedsrichter. Zwei bis drei Elfmeter hatte Gästetrainer Mirko Slomka sehen wollen – doch darauf wollten sich die Spieler nicht einlassen. „Vor sechs Jahren bin ich kurz vor Spielende auch elfmeterreif gefoult worden“, sagte Asamoah. Doch weder damals noch am Freitag jammerte er: „Wir hätten die Spiele auch so gewinnen müssen.

HOLGER PAULER