gentech-desaster : Der Schuldige wird noch gesucht
Mangelnde Kontrollen bei Freilandexperimenten mit gentechnisch veränderten Pflanzen können teuer werden. Im vergangenen Jahr sorgte die von Bayer CropScience entwickelte Reissorte LL601 weltweit für Aufregung. Unzählige Päckchen mit Reis wurden in vielen Staaten aus den Supermärkten wieder zurückbeordert, weil sie mit dem Gentech-Reis des Bayer-Konzerns verunreinigt waren. Der Reis war zu dem Zeitpunkt in keinem Land der Erde zugelassen. Bayer CropScience hatte auch nicht vor, ihn jemals zu vermarkten. Schuld an der weltweiten Gentech-Kontamination – 30 Länder waren betroffen – war vermutlich ein Freilandexperiment an einer Universität in Louisiana. Dort hatten Forscher den Bayer-Reis in den Jahren 1999 bis 2001 zu Versuchszwecken im Freiland angebaut. Es wird davon ausgegangen, dass der Gentech-Reis dort andere kommerziell genutzte Sorten verunreinigt hat. Das jedoch wurde erst fünf Jahre später entdeckt. Greenpeace hat jetzt nachrechnen lassen, was der „Unfall“ für Kosten verursacht hat. Auf 1,2 Milliarden US-Dollar kommt die Umweltorganisation. 253 Millionen US-Dollar haben allein die Rückholaktionen in Europa gekostet. 254 Millionen Dollar Verluste verzeichneten 2006 und 2007 die US-Exporteure, weil zahlreiche Länder die Einfuhren stoppten. Und 455 Millionen Dollar werden noch künftig als Exportverluste auflaufen, so die Schätzung von Greenpeace. Unklar ist, wer den Schaden bezahlt. In den USA sind Schadensersatzklagen eingereicht. Bayer CropScience jedenfalls hält sich für unschuldig. WOLFGANG LÖHR