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geläufig Alle Kampfeslust zur Neige

„Da stehen britische Feldgeschütze / Mit halbzertrümmertem Rohr – / Die speien nimmer feurige Blitze / Aus brüllenden Rachen hervor … / Da sind französische Kriegsflugzeuge, / Zerbrochen und flügellahm – / Ging jedem alle Kampfeslust zur Neige, / Als es zu Boden kam … // Da ist ein russischer Panzerwagen, / der zeigt manch deutsches Loch. – / Zerbeult ist alles und arg zerschlagen, / Und nützen muss es uns doch! // Trägt jeder Berliner die Groschen hin, / Und keinen Schauenden reut’s – / So bringen die feindlichen Waffen Gewinn / Dem Deutschen Roten Kreuz.“ Mit diesen lustigen Reimen in seinem Gedicht „Kriegsausstellung am Berliner Zoo“ wollte ein Gustav Hochstetter im Jahre 1916 seiner patriotischen Gesinnung Ausdruck verleihen. Die Kriegsausstellung fand zugunsten des Roten Kreuzes statt, denn das Zusammenflicken der zerschossenen deutschen Soldaten wurde im Ersten Weltkrieg nicht vom Kaiserreich bezahlt. „Und nützen muss es uns doch!“ wäre auch ein schönes Motto für den heutigen Abend im Kunstraum Kreuzberg, wenn dort Mira Beham den Vortrag hält: „Die emotionale Mobilmachung, Kriegspropaganda am Beispiel der Kriege in Bosnien und im Kosovo“. Wie die zur Farce verkommene Gerichtsshow gegen Milošević zeigt, wie es auch all die nicht gefundenen Beweise für die von Rudolf Scharping herbeibeschworenen Schreckensszenarien im Kosovo tun, wurde dieser erste Nato-Einsatz, an dem sich Rot-Grün so willig beteiligte, vor allem mit Lügen gerechtfertigt. Entschuldigen müssen hat sich dafür natürlich niemand. SUN

Kunstraum Kreuzberg, 19 Uhr

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