frisches flimmern :
Die asiatische Kultur wirkt auf westliche Betrachter oft fremd und sonderbar. Ein Garant für faszinierende Filmsujets. Drei Filme, die am 8. Januar in den Kinos starten, verdeutlichen das zunehmende Interesse der Filmemacher an Fernost.
Verlorene Liebe
Tokio ist Schauplatz im neuen Film „Lost in Translation“ von Sofia Coppola. Nachts in der Bar des Park Hyatt-Nobelhotels lernen sich Bob Harris (Bill Murray) und Charlotte (Scarlett Johansson) kennen. Sie sind zwei einsame Amerikaner in einer verwirrenden Großstadt. Bob ist Schauspieler. Er hat die besten Jahre seiner Karriere hinter sich und dreht einen Werbespot für eine japanische Whiskeysorte. Bobs Ehe ist nur noch Gewohnheit. Charlotte ist dagegen frisch verheiratet und begleitet ihren Mann, einen gefragten Szenefotografen. Der lässt sich nur selten im Hotel blicken. Bob und Charlotte beschließen gemeinsam durch die fremde Metropole zu streifen. Auch mit ihrem zweiten Film, gedreht an Originalschauplätzen überzeugt die talentierte Tochter von Francis Ford Coppola. Was als Culture-Clash-Komödie beginnt, entwickelt sich zum ungewöhnlichen Liebesfilm. „Es ging mir um großartige, aber flüchtige Momente im Leben. Sie sind nicht von Dauer, aber sie beeinflussen uns“, sagt Sofia Coppola.
Verlorenes Wissen
Dokumentarfilme haben es schwer im Kino. Der Film über ein weinendes Kamel hört sich interessant an, weil die Wüstentiere doch sonst keinen Tropfen Flüssigkeit vergeuden. Die Filmemacher Byambasuren Davaa und Luigi Falorni zeigen in ihrem Dokumentarfilm „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ das Leben einer Nomadenfamilie in der Wüste Gobi. In der Kamelherde kommt ein weißes Fohlen zur Welt. Doch die Mutter verstößt ihr Junges. Ohne Nahrung und Zuwendung wird es nicht überleben. In ihrer Not erinnern sich die Hirtennomaden an ein uraltes Ritual: Ein Musiker soll mit den magischen Klängen seiner Geige die Kamelmutter zum Weinen bringen und ihr Herz erweichen. „Ich finde, dass durch den Einzug des ‚modernen Lebens‘ in meiner Heimat die Ruhe und das unmanipulierte Leben verloren geht, aber bewerten möchte und kann ich dies nicht“, sagt Regisseurin Davaa. Der Film verdeutlicht, welche Bedeutung Dokumentarfilme als Archiv für die menschliche Geschichte haben. Die Produktion der HFF München wurde von der Mongolei für den Oscar eingereicht. In der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film.
Verlorene Werte
Tom Cruise kann alles. Als Kampfpilot Jets fliegen, als Vampir Blut saugen und als Geheimagent die Welt retten. Diesmal springt er, als Samurai verkleidet, durch fernöstliche Landschaften. In Edward Zwicks neuem Film „Last Samurai“ spielt Cruise Nathan Algren, einen Captain der US-Armee, der im Bürgerkrieg und in den Indianerkriegen gekämpft hat. Seine Erinnerungen an das Abschlachten verfolgen ihn. Der junge japanische Kaiser engagiert Algren als Ausbilder für seine Armee. Die moderne Monarchie befindet sich im Bürgerkrieg mit der Kriegerkaste der Samurai. Es kommt zu einem ersten Kampf. Algren wird gefangen genommen und in die Berge verschleppt. Dort lernt er die Lebensweise und Traditionen der Samurai kennen. Ihr strenger Verhaltenskodex erinnert ihn an Werte, für die er selbst einmal eingetreten ist. Als es zur entscheidenden Schlacht kommt, muss Algren sich entscheiden. Zwick (“Shakespeare in Love“) gibt in dem Action-Spektakel einen respektvollen Einblick in die Kultur der Samurai. Ausgangspunkt war das Buch „Samuarai oder Von der Würde des Scheiterns“ von Ivan Morris. Darin geht es um den tragischen japanischen Helden Saigo Takamori, der sich erst für die neue Regierung einsetzte, um dann gegen sie zu rebellieren. Der Film ist auch wieder eine Plattform für Tom Cruise. Der viel bekreischte Frauenschwarm kann machen, was er will, sein Name garantiert Erfolg. Nur für einen Oscar hat es noch nicht gereicht.
VON STEFAN ORTMANN