frisch gestrichen (4) : Wowis Hütte wird verkauft
Das Senatsgästehaus
992 Millionen Euro weniger im Doppelhaushalt. Auf der Streichliste steht viel Gutes. Und viel, bei dem man sagt: Gut, dass dort endlich gespart wird. Die taz schaut auf den Einzelfall:
Normalerweise läuft das so mit dem Haushalt: Der Senat nimmt sich Kürzungen vor, die Mitglieder des Abgeordnetenhauses müssen es im Herbst zähneknirschend abnicken und sich anschließend im Wahlkreis dafür prügeln lassen. Aus Rache wollen die Abgeordneten auch Klaus Wowereit mal etwas wegnehmen. Nicht der Senat, sondern das Parlament hat in Form seines Vermögensausschusses beschlossen: Berlin spart sich sein Senatsgästehaus. Die Grunewald-Villa mit 670 Quadratmeter Wohnfläche wurde 1923 vom so genannten Zuckerkönig Walter Pikuritz erbaut.
Der Liegenschaftsfonds des Landes hofft auf Käufer. Der Regierende Bürgermeister nicht. Wowereit hat nämlich Gefallen gefunden an dem dunkelholzvertäfelten Ambiente. Dort schaffte er einst den Koalitionsbruch mit der CDU, veranstaltet die für ihre entspannte Atmosphäre gerühmten Senatsklausur und kungelte zuletzt mit Ober-Ver.di Bsirske den Solidarpakt für den öffentlichen Dienst aus. Wowereit liebt das Haus, ließ er Ende letzten Jahres in vertraulicher Runde von Journalisten und Weihnachtsgänsen wissen – im Senatsgästehaus. Und er hat Glück: Die Angebote sollen sich nicht gerade türmen beim Liegenschaftsfonds, hört man. Wohl um den letzten potenziellen Investor abzuschrecken, führte der Chef der Senatskanzlei Journalisten kürzlich gar durch die Badezimmer der Immobilie: aggressiv-grüne Kacheln verdeutlichten den Sanierungsbedarf eindrucksvoll. Noch ist es freilich nicht zu spät: Bis heute können Interessenten Gebote abgeben: Liegenschaftsfonds Berlin, z. H. Heiko Schreiber, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin. Das Mindestgebot liegt bei 5,9 Millionen Euro. ROBIN ALEXANDER
Was muss weg, was soll bleiben? frischgestrichen@taz.de