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Archiv-Artikel

französische zeitungen über ihre zermürbten politiker

Die République du Centre aus Orléans meint zur Entschuldigung von Premierminister Dominique de Villepin wegen des Vorwurfs der „Feigheit“ an die Führung der Sozialisten: Nein, der Vorfall ist nicht abgeschlossen. Je öfter er wiederholt, dass die Bewährungsproben ihn verändert haben, desto weniger scheint Dominique de Villepin sich zu bessern. Was am meisten überrascht, ist der verwirrende Eigensinn des Premierministers, sich durch die Wiederholung der immer selben Fehler sein eigenes Unglück zu schaffen. Übersät mit Wunden und Beulen glaubt er, weiter regieren zu können. Grund dafür, dass ihn niemand ablösen will, ist, dass niemand ein Interesse daran hat.

Die Libération kommentiert zum gleichen Thema: Villepin hat in einem Jahr der Bilanz von Präsident Chirac mehr Schaden zugefügt als sein Vorgänger Raffarin in drei. Es ist verständlich, dass die Abgeordneten sich um ihre Wiederwahl sorgen und die zeitlich davor liegende Präsidentschaftswahl. Und sie verweigern dem Regierungschef ihr Vertrauen, wenn es darum geht, Reformen durchzusetzen. Auf einem Schiff würde man von Meuterei sprechen. Im Verfassungsrecht gleicht das einer Regimekrise. Nur der Staatschef als Hüter des Rechts könnte diese Krise auflösen, indem er Villepin von seinen Pflichten entbindet. Doch Chirac bleibt ruhig und taub.