flughafen : Spätes Signal für schnelle Züge
Zwei Wochen vor der Bundestagswahl verkünden drei Spitzenpolitiker der SPD ein Vorhaben, das so von Anfang an geplant war: Am Flughafen Schönefeld, dem künftigen Berlin-Brandenburg International (BBI), sollen ICE-Züge halten können. Ist das nur Wahlkampfgetöse, das die Länderchefs von Brandenburg und Berlin, Platzeck und Wowereit, sowie Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe veranstalten? Leider nein.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Denn die Bahn AG zweifelte in der Zwischenzeit, ob ein ICE-Bahnhof in Schönefeld nötig ist. Diese Zweifel haben nun Berlin, Brandenburg und der Bund ausgeräumt – mit viel Geld für viel Beton. Den Löwenanteil trägt der Bund, und deshalb sollte man in Berlin nicht allzu laut über Verschwendung klagen.
Schließlich profitiert Berlin vom neuen Flughafen: Die Region erhält 20 Jahre nach der Vereinigung das, was für andere europäische Großstadtregionen Standard ist – einen zeitgemäßen Flughafen. Der ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der von Arbeitslosigkeit geplagten Region. Und er ist die Voraussetzung dafür, dass die innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel endlich schließen.
Mag sein, dass ein unterirdischer ICE-Bahnhof nicht nötig und der Fantasie der Bauingenieure entsprungen ist; mag sein, andere Varianten wären günstiger. Aber die Würfel, den Flughafen so zu bauen, sind gefallen. Wer jetzt alles in Frage stellt, müsste von vorn anfangen – damit wäre BBI auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Mag sein, dass dies in unionsgeführten Südländern, die Konkurrenz für die Airports Frankfurt und München fürchten, gern gesehen würde. Dass die drei SPD-Politiker kurz vor der Wahl Fakten schaffen, ist insofern mehr als ein Zeichen – für Berlin, Brandenburg und Ostdeutschland.