faz naturgemäß: sz natürlich:
Wie schreibt man einen Text, den die FAZ als Entlassungsgesuch auffassen, gleichzeitig aber die Süddeutsche als Bewerbungsgesuch verstehen darf? Dirk Schümer hat den Spagat geschafft. In seiner gestrigen Eloge auf Janwillem van de Wetering in der FAZ schrieb er: „Daß in diesen Büchern Deutsche meist als fieseste Verbrecher vorkommen, ist auf eine Jugend zurückzuführen, in der van de Wetering die Zerstörung seiner Vaterstadt und die Ermordung zahlreicher Mitschüler durch Deutsche miterleben mußte. Diese antideutsche Note“, so Schümer, habe van de Wetering „naturgemäß besonders hohe Auflagen hierzulande“ eingebracht. „Naturgemäß“ ist schön gesagt – und wird bei der SZ gern genommen, wo gelegentlicher Gedankengang sich ähnlich logisch vollzieht: „Natürlich kommt heute kein Satiriker mehr ohne Beleidigungsklage aus“, weiß die SZ – weil Schriftsteller natürlich sich selbst anzeigen und Nazis Niederländer naturgemäß umbrachten, um deren Enkeln Tantiemen zu bescheren. Hier denkt zusammen, was zusammengehört.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen