fahrpreiserhöhung : Kein Ausweg aus dem Teufelskreis
Es ist wie bei jeder Fahrpreiserhöhung. Die Stammkunden der Verkehrsbetriebe werden abgezockt – sie können sich nicht wehren, da sie auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen sind. Als Zuckerli gibt es kleinere Verbesserungen – diesmal etwa die verbilligte Fahrradmitnahme. Kundenfreundlich sind die Tariferhöhungen dennoch nicht.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Sicher, bei steigenden Preisen wollen die Verkehrsunternehmen keine Dumpingtarife machen. Aber eine neunprozentige Tariferhöhung für Monatskartenbesitzer ist unverhältnismäßig. Auch die Umwandlung des Einmalfahrausweises in ein One-Way-Ticket bedeutet de facto für viele fast eine Preisverdopplung.
Bei alldem spielt der rot-rote Senat, der die Tarife genehmigen muss, keine rühmliche Rolle. Seine Idee: Steigen die Einnahmen der Verkehrsbetriebe – mit drei Prozent wird gerechnet –, können die Landessubventionen an die BVG sinken. Das Land spart, der Kunde zahlt.
Unsozial wird der Sparzwang für Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Senioren. Weil der Senat die Subventionen für diese Fahrgastgruppen kürzte, gehen sie nun leer aus. Oder sie müssen sich mit der – mehr als doppelt so teuren – Zehn-Uhr-Monatskarte begnügen. Wer früher aufsteht und losfährt, zahlt drauf. Begrüßenswert hingegen: Hundebesitzer sollen künftig für ihre Tiere bezahlen. Nicht einsehbar war, dass für Kinder und Fahrräder bislang Fahrkarten erworben werden mussten, für Hunde jedoch nicht.
An der langjährigen Tarifpolitik hat sich nur wenig verändert. Die Unternehmen mögen ihre Einnahmen steigern – aus dem bekannten Teufelskreislauf kommen sie nicht heraus: Auch höhere Preise führen zu sinkenden Fahrgastzahlen. Und der ÖPNV verliert an Attraktivität.