„exilkonsummesse“ : Nur ein Lied
„Ich saß schon immer zwischen allen Stühlen“. Alwara Höfels platzt fast vor Fröhlichkeit und Mitteilungsdrang und ist begeistert von der Intensität des Lebens. Dabei sitzt sie derzeit etliche Meter unter der Erde: im Bunker unter dem Hamburger Hauptbahnhof, in dem heute das Stück „Exilkonsummesse“ Premiere hat, für das Regisseurin Maria Magdalena Ludewig zwölf junge SchauspielerInnen zwei Wochen lang dort einquartierte.
Alwara Höfels ist die Rolle des „Israel Girl I“ zugefallen, was durchaus kein Zufall ist, hat sie doch die jüdische Schule in Berlin besucht. „Mein arabischer Stiefvater wollte, dass ich dort vom interkulturellen Dialog profitierte“, erzählt die Katholikin. Der Alltag sei aber leider voller Dogmen gewesen. Andererseits habe sie die jüdische Kultur dort lieben gelernt und selbst manches Paradoxon praktiziert: „Ich habe bei Festen oft die traditionellen jüdischen Lieder vorgetragen“, erzählt die blonde Schauspielerin, die demnächst ihr zweites Jahr an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ beginnt.
Alwara Höfels hat eine Menge potenzieller Wurzeln gesammelt. Sie hat eine Menge zu erzählen und tut es auch – ein Muster, das sich konträr zu ihrer Rolle als Asylbewerberin bzw. Einlass Suchende in der Bunkerschleuse verhält.
Denn „Israel Girl I“ kann nichts über ihre Vergangenheit sagen, das identitätsbildend wäre. Sie möchte nur unbedingt hinein in eine künftige neue Heimat. Ein hoffnungsloses Argument, mit dem sie scheitern muss. Und doch lässt er sie schließlich hinein, der gestrenge Grenzbeamte, denn sie hat ein bestechendes Ingrediens hervorgezaubert: eines jener wunderbaren hebräischen Lieder, denen die Alwara Höfels bis heute nicht widerstehen kann. PS
24.–28.8., 19 Uhr, Bunker im U-Bahntunnel am Hamburger Schauspielhaus. Karten nur auf Vorbestellung. Tel.: 040-280 51 791