elterngeld : Eine Frage des Timings
Für werdende Mütter war der 1. Januar 2007 ein magisches Datum: Für Kinder, die an diesem Tag oder später zur Welt gekommen sind, bekommen sie nicht mehr das Erziehungsgeld, sondern das Elterngeld. Die Zeitungen waren dementsprechend voll von Tipps, wie eine Geburt herausgezögert werden kann. Füße hoch, hieß es zum Beispiel. Die Frauen, bei denen das nicht geholfen hat und deren Kinder vor dem Stichtag geboren worden sind, müssen jetzt auf das Elterngeld verzichten – und damit auf mehrere hundert Euro. Immerhin 67 Prozent des Nettoeinkommens sieht das Elterngeld vor. Nach Berechnungen des Familienministeriums von Ursula von der Leyen (CDU) stehen damit 365.000 Familien besser da als nach der alten Regelung.
KOMMENTAR VON KATHARINA HEIMEIER
Es ist sicherlich richtig, dass jedes Gesetz einen Stichtag braucht. Auch Häuslebauer mussten sich damit abfinden, dass sie nach dem 1. Januar 2006 nicht mehr von der Eigenheimzulage profitieren konnten. Und auch diejenigen, die zurzeit das Zentralabi schreiben, werden sich ärgern, dass sie nicht die Gnade einer früheren Geburt hatten.
Doch im Fall des Elterngeldes ist es richtig, dass Familien wie die Lukowskys oder die Ostermanns vor Gericht ziehen oder dies planen. Es ist nur gerecht, wenn sie vom 1. Januar 2007 bis zum ersten Geburtstag ihres Kindes das Elterngeld bekommen. Für sie ist es ohnehin ärgerlich, dass die Geburt ihres Kindes nicht nach dem magischen Datum lag. Hier wäre eine flexible Übergangsregelung angebracht.
Auch wenn es Ministerin von der Leyen vielleicht gelingen mag, Akademikerinnen mit ihrem Elterngeld zum Kinderkriegen zu bewegen – einen Schub für die Gleichberechtigung hat der Stichtag 1. Januar 2007 nicht gebracht: Frauen bekommen nämlich fürs Windeln wechseln, Brei verfüttern und Kinderwagen schieben oftmals weniger Geld als Männer. Und das nur, weil sie auch sonst für die gleiche Leistung schlechter bezahlt werden.