elbvertiefung : Wilde Wogen der Kritik
Mit teilweise heftigen Anwürfen reagierten auch gestern Hamburger Wirtschaftskreise auf den Beschluss der rot-grünen Bundesregierung, einer erneuten Vertiefung der Unterelbe nicht vorbehaltlos zuzustimmen (taz berichtete). „Das schädigt wissentlich die Enwicklungschancen Hamburgs“, schäumte Werner Marnette, Chef der Kupferhütte Affi und Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg. Den grünen Umweltminister Jürgen Trittin, der eine Prüfung möglicher ökologischen Folgen einer Elbvertiefung durchsetzte, hat Marnette gar im Verdacht, die Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam „fördern zu wollen“.
Ernst zu nehmender fielen hingegen die Reaktionen der beiden großen Hafenfirmen aus. Die Vertiefung sei absolut notwendig, befand Eurogate-Chef Emanuel Schiffer. Das Unternehmen betreibt Containerterminals in Hamburg und Bremerhaven. Immerhin aber sei das Projekt „nicht blockiert“ worden. Auch die Konkurrenzfirma HHLA sieht in dem Naturschutzgutachten „keine neue Hürde“, beschwichtigt deren Sprecher Florian Marten. Allerdings sei man dort mit der Kabinettsentscheidung „nicht so glücklich“, so der ehemalige taz-Redakteur. „Keine weitere Zeit verlieren“ will nun Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU): „Wir wollen mit den Untersuchungen unmittelbar begonnen.“ Eine „Katastrophe“ hingegen wähnt die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer: „Der Wirtschaftsstandort hängt in der Luft“, 145.000 Jobs würden „zur Disposition“ gestellt.
Für ein koordiniertes Hafenkonzept und gegen den „Standortegoismus Hamburgs“ sprach sich hingegen der Umweltschutzverband BUND aus. Auch Hamburgs Grüne forderten erneut eine „sinnvolle Arbeitsteilung der Häfen“ sowie einen Tiefwasserhafen an der Elbmündung in Cuxhaven. smv