eject : CHRISTOPH SCHULTHEISS über externe Kommunikation
Liebe Kollegen ...
... die folgende Angelegenheit ist, das sei vorausgeschickt, total unwichtig. Geht echt kaum einen was an, die Sache. Andererseits waren es ungefähr eine Million Leser der Süddeutschen, die unlängst auf der Medienseite ihrer Zeitung folgende, eher unscheinbare Zeilen vorfanden: Es gibt Journalisten, stand dort, die der Welt erklären, warum Barbara Schöneberger unverzichtbar geworden ist. Liebe Kollegen, die ganz hingerissen sind von der blonden Frau. Und die nun ständig befürchten, man könne sie völlig zu Unrecht entzaubern. Mag sein, die SZ-Lesermillion hat über die Passage – verfasst und unterschrieben vom SZ-Medienredakteur Christopher Keil anlässlich Schönebergers erster „Schöneberger-Show“ – ebenso hinweggelesen wie später im Text über die falschen Schreibweisen von „Bastian Pastefka“ und „Olli Dietrich“. Man weiß ja, wer gemeint ist, gell?
Doch was es mit dem „Es gibt Journalisten“-Satz auf sich hat, erschließt sich erst bei genauerem Hinschauen. Dann allerdings lautet die eingangs zitierte Passage, eilig zusammengereimt, wie folgt: Lieber Stefan Niggemeier! In Vorbereitung auf meine Kritik der „Schöneberger-Show“, die hier gleich im Anschluss zu lesen sein wird, stieß ich in der „FAZ“ auf einen Schöneberger-Text von dir. Du scheinst ja ganz hingerissen von der blonden Frau. Aber was machst du bloß für Sachen, seit du nicht mehr, wie früher, für uns schreibst, sondern von der FAZ für deren „Sonntagszeitung“ abgeworben wurdest, um dort in deiner Branchen-Kolumne „Die lieben Kollegen“ bei Gelegenheit sogar über unsere Arbeit herzuziehen? Jedenfalls fand ich vor allem die Schlusspassage deines FAZ-Artikels, in der du anmerktest, die ersten Journalisten arbeiteten schon an Schönebergers Entzauberung, irgendwie … drollig, was ich dir, lieber Kollege, bevor ich mit meiner eigentlichen TV-Kritik anfange, auf diesem Wege gerne kurz mitgeteilt haben möchte. Na ja, und spätestens jetzt darf man sich ja wohl fragen, was dergleichen in einer überregionalen Tageszeitung zu suchen hat? Wozu hat der liebe Gott schließlich Telefonhörer und E-Mails erfunden? Und wo kämen wir da hin, wenn das Schule machte?
Wollte man da nicht Hans-Jürgen Jakobs von der Süddeutschen einfach mal sagen, dass seine „Große Journalisten“-Reihe (Folge VIII: Victor Auburtin) allmählich den Eindruck macht, wir seien schon mitten im Sommerloch? Oder, dass die Texte seines Kollegen Klaus Ott irgendwie noch genauso interessant sind wie zu der Zeit, bevor Jakobs Name als Co-Autor darunterstand? Und und und. Ach ja, würden Sie, lieber Herr Jakobs, bei dieser Gelegenheit auch bitte Ihrem Kollegen Keil ausrichten, dass ich dessen einleitende Sätze in seinem Schöneberger-Text irgendwie … überflüssig fand. Das wäre nett. Und wo wir gerade schon dabei sind: Mutti, ich komm am Sonntag wohl doch schon ein bisschen früher, ja? Wenn die Straßen frei sind, müsst ich’s zum Mittagstisch schaffen. Kannst also ruhig ein Kartöffelchen mehr aufsetzen.