eject : STEFFEN GRIMBERG über uns Kriegsgewinnler
Liebe Nachrichtensender und sonstige News-Maker!
Bis zum Wochenanfang wollten wir euch loben. Von wegen Zurückhaltung angesichts der so gar nicht schönen Ereignisse am Golf. Dass ihr endlich eure unsinnigen Erfolgsmeldungen à la „Der Nachrichtensender N 24 hat im Monat Januar durchschnittlich 0,4 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer erreicht. Damit konnte N 24 seine positive Zuschauerentwicklung weiter fortsetzen“, gelassen habt. Auch wenn die „Mitbewerber n-tv (0,5) und Phoenix (0,5)“ verdammt nahe lagen.
Halbe Zuschauerprozente. Und dann auch noch immer anmoderiert mit einem genauso unsinnigen „Sehr geehrter Herr XY, anbei erhalten Sie unser Produkt ‚Pressemitteilung‘. „Produkt Pressemitteilung.“ Sie, liebe Leserinnen und Leser, halten übrigens gerade unser Produkt „Medienseite“ in Ihren geschätzten Händen.
Aber, wie gesagt, wir warn’s zufrieden. Kriege sind nun mal keine Zeiten für Heldentaten eingebetteter PR-Strategen beim Sendevorstand.
Doch schon am Montag ging’s munter wieder los: „Die gestiegene Informationsnachfrage der Fernsehzuschauer hat beim Nachrichtensender n-tv für Spitzenwerte in den Einschaltquoten gesorgt“, dichtete ein offenbar umgeschulter Kanzleibeamter für den von der RTL-Familie adoptierten Berliner TV-Kanal.
Und beim Familienoberhaupt RTL sagte der Mahr Hansi, wös Informationsdirektor is’: „Spielfilme, Serien und Shows haben wir auch ganz bewusst gezeigt, um den Zuschauern eine Atempause von den Kriegsberichten zu geben.“ Schmarrn. Wohl eher, weil die Werbeindustrie – von den Vermarktern eines vor allem in höheren Redaktionskreisen der Financial Times Deutschland beliebten Geländewagens Marke „Hummer“ mal abgesehen – nichts so sehr scheut wie die Einbettung des Maggi-Kochstudios ins kuwaitische Koalitions-Biwak.
Bei N 24 allerdings hält man sich mit neuen Quotenrekorden bisher zurück. Doch keine 0,6 in der „Hummer“-affinen Zielgruppe der Mittvierziger? Doch halt, da kommt eine neue Mail aus der N 24-Presselounge: „Sehr geehrter Herr XY, anbei erhalten Sie unser Produkt ‚Pressemitteilung‘ …“